Donnerstag, 14. Oktober 2021

1. Todestag

Bin voller Gefühle, mir läuft das Wasser auf Arbeitspapiere. Der Bub in mir hätte gerne Pfannkuchen mit Konfitüre. Und dazu diese Frau, die beim Pfannkuchenbacken zwischen Tisch und Herd hin- und herzaubert, immer ihren Hüftschwung auf meiner Höhe. Elkchen ...


Elke verstarb am 13.10.2020 - unfassbar ... 


Samstag, 11. September 2021

LiLu Frankfurt - 10 Jahre Leben

Mit dem 11.09.2021 sind es exakt 10 Jahre, dass ich Elke kennen lernte, dass wir Hochbegabte uns ein letztes Mal in Frankfurt trafen, dass ich kurz darauf zu Elke nach Neu-Isenburg zog und ein neues, mein vorerst letztes Kapitel Lebenszeit begann. Heute, den 11.09.2021 schließe ich mit dieser Zeit in meinem Leben ab, es beginnt eine neue. 

Es gäbe aus dieser Zeit viel zu berichten, doch mir ist nicht danach. Es war, was es war. Und es war eine wunderschöne Zeit mit Elke an der Seite. Nun schaue ich weiter, was sie mich in dieser Zeit alles lehrte, es muss reichen, in diesem Land auch alleine dastehen und bleiben zu können. Dass nun plötzlich der Mensch fehlt, mit dem ich ins Alter wollte, das konnte niemand vorhersehen. 

In diesen Tagen meldete sich B.M. aus Frankfurt. Ebenso Ch.S. Beide Frauen sind wichtige Gesprächspartnerinnen, geliebte große Geister, differenzierte Betrachterinnen. Ich danke euch beiden für den stets gebliebenen Kontakt. 


Unter dem großen Baum feierten wir 2011 im Licht-und-Luft-Bad Frankfurt, dem LiLu.

Viele Hände halfen mir, den Anlass unter freiem Himmel auf die Beine zu stellen. Hier ist R.G. bei den Vorbereitungen dabei, den Ausgabetisch vorzubereiten. Wir hatten einen wunderbaren Tag vom Wetter her und es war auch von großem Glück, unter dem wunderbaren Baum im Schatten sitzen zu können. Was man deutlich erkennen kann, ich war noch 115 Kg schwer, heute sind es noch 90 Kg. Ich muss bei den Bildern selber grinsen. 

Das Li-Lu, sprich Licht-und-Luft-Bad Frankfurt, findet ihr im Stadtteil Niederrad, es liegt dort direkt am Mainufer und ist eine der schönsten Parkanlagen, die ich kenne. Gehen Sie hin, spazieren Sie, machen Sie ein Pick-Nick. Es hat ein kleines Sommerlokal, Toilette und viele verwunschene Spazierwege ... einfach traumhaft dort. 




Später kam die Hamburger Hafenbarkasse 'Holli' vorbei, ich kannte bereits ihren Skipper. 
Wir fuhren mit ihr bis hoch zu den Ruderclubs der Stadt Frankfurt. Eine wunderbare Gelegenheit für ein kleines Abenteuer, einen Schwatz und eine von mir immer geliebten Bootsfahrt. Mit so etwas kann man den  'Bub' ja richtig glücklich machen. 


Auch wenn sich diese enorme Gewitterzelle anzeigte, es wurde nichts daraus, das Wetter hielt.


Ich trage Frankfurt wie eine Heimat in meinem Herzen. Woher und warum, das kann ich euch noch heute nicht erklären. Ich möchte mich daher an dieser Stelle für die zahlreichen Kontakte und Begegnungen in dieser Stadt bedanken. Heute lebe ich in Aschaffenburg und fand auch hier wunderbare Menschen und Freundschaften. Und was nun mein nächstes, neues Lebenskapitel mich widerfahren lässt, das können wir heute, am meinem 59. Geburtstag nicht wissen. 


Zum damaligen Geburtstag erhielt ich ein Geschenk besonderer Natur, eine eiserne Schale für meinen täglichen Hosentaschenklimbim. Das sind Dinge, die mich täglich an jenen Menschen erinnern, an die Hingabe, die Freundschaft, das Teilen und das Nicht-Vergessen. Das Bild daneben ist vom September 2021. Na, fällt euch etwas auf?


           
                                                         2011                                                              2021

In diesen vergangenen 10 Jahren mag vieles auch mal nicht gehalten haben, misslungen sein oder es zerbrach sogar. Es gab die Stationen Mörfelden-Walldorf, Seligenstadt, Frankfurt-Niederrad, Neu-Isenburg und last but not least Aschaffenburg. Liebe Menschen, Freunde, Kontakte, verzeiht. Wo immer ihr lebt und seid, alles ist gut, ich trage euch alle in meinem Herzen. Ich hoffe, ihr habt ein gutes Leben und findet vielleicht diese Zeilen mit einem Lächeln. 


#Hochbegabung

Das Thema der Hochbegabung und hohen Sensibilität lebt weiter. Es ist viel entstanden, Gutes und Aktives. Nach all den Jahren bin ich mit Lilli Cremer-Altgeld per Du, wir sind im Dialog. Und nun, im neuen Lebenskapitel will ich wieder hin zu dem Thema: Mit dem Tod von Elke im Oktober 2020 erkannte ich, dass es da ein enormes Kapitel gibt, welches noch nicht geschrieben ist: Hochbegabung im Alter. Die oft solistische Lebensweise, die verbreitete Kinderlosigkeit, die häufige Distanz zur Geburtsfamilie, das Netzwerk der Lebensfamilie ... das zeigt sich neu, wenn man alleine ist, wenn man erkrankt oder unter andere Alternde gelangt. Da gibt es enorm viele Brennpunkte und ich werde sie gerne mit euch betrachten. 

Lasst uns wieder zusammenfinden, bleibt im Kontakt, auch wenn es eine kleine XING-Nachricht ist, ein Update von Telefonnummern oder eMailadressen. Trefft euch, wenn ihr die Gelegenheit habt. Verliert euch nicht, bloß weil der komplexe Alltag euch aufsaugt. Wir können unsere Prägungen nicht abstreifen, wir werden noch vor dem letzten Atemzug das Bedürfnis haben, in unserer Komplexität verstanden zu werden. Hierfür brauchen wir ganz besonders uns alle, die wir damit berührt sind. 

Ich wünsche euch eine gute nächste Zeit. Mich findet ihr in Aschaffenburg oder per jj(at)jonajakob.com. Auch hier in AB, ich habe immer Platz und fast stets Zeit, seid herzlich willkommen in dem schönen Ort. Die Türe steht offen. Liebgruß an euch alle und meinen großen Dank. 

11.9.2021

Jona Jakob
Geburtstagskind



Freitag, 10. September 2021

Jemand sprach mich auf meine Trauer an

 





Freitag, 27. August 2021

Hinterbliebene

Heute besuchten mich Elkes Schwester und der Schwager aus Nürnberg. Wir erzählten uns bei mir zu Hause, dann gab es Mittagessen in der Taverna Ouzo bei Angelino. Wir konnten draußen sitzen, alles war fein. Dann Besuch aufm Friedhof.

Drei Erwachsene, die alle reichlich befrachtet auch unsicher waren. Eines jeden Gefühle schwappten hoch, verkrochen sich, bettelten und hätten es gerne wie früher gehabt. Oft reden alle drei im selben Moment los. Wir wollen es aber schaffen und bleiben, ob bei mir, im Lokal oder am Grab immer noch eine Viertelstunde länger sitzen, als würde man nachziehen. Unsere Seelen wollen aufschließen können und wieder zu uns finden, in unserer Traurigkeit, Erschütterung und unserem allseitigen Bemühen, es gut zu machen. Meine Schwägerin tut mir sehr leid. Sie vermisst ihre Schwester, mit der sie erst durch unsere Beziehung wieder zusammenfand und sich darob freute. Nun ist die Möglichkeit weg. Sie kann nicht genug mir verständlich machen, bitte zu bleiben und es zu schaffen. So verabschiedet sie sich unter Tränen.

Bild: JJ privat, 2021

Wir hatten Glück, die kleine Friedhofslichtung zeigte sich leicht sonnig, grün und von lauer Luft. Wir mochten dort gerne sitzen und ließen so den Geschichten ihren Lauf, damit abschwemmen konnte, was erst einmal raus musste. Jemand will zuvor da gewesen sein, eine silberne Rose zurücklassend, die noch da war und mich beschenkte, weil es sich wie eine Ehrbezeugung für mich anfühlte, wenn man für Elke eine solche Geste ... - danke an die unbekannte Person, danke an alle, die Elke am Grab besuchen gehen, am Querweg 10 links, bei der Sitzbank. Auf dem Rückweg, wir waren weitum alleine, den sorgsamen Blick auf jemand anderes Stätte, ob alles recht sei, ... ein höflich stilles Nicken aus Respekt, dann weiter, niemand bemerkte meine stille Bewegung.

Wie sehr der Mensch ringt, ob könnend und auch mal nicht, übt auf mich seinen Zauber. Dieses Bemühen, auch wenn man Fehler macht, versagt oder scheitert ... sich doch bemüht, weil einem das Miteinander so wichtig ist, ganz unbedacht, sondern aus einem tiefen Gefühl fürs Leben, aus Liebe und für eben diesen anderen Menschen. 

Wir sind so. Wir sind alle so. Denke ich und fühle in mir weiter.


Jona Jakob (c) 2021

Mittwoch, 25. August 2021

Glaubst Du ...

Glaubst Du wirklich, mein Herz fragt Dich oder mich, wen es liebt? 




(c) Jona Jakob, 2021

Neues Kapitel

Sehr geehrte Leserinnen und Leser

Nach Monaten des Entrissenseins im Leben kann und mag ich wieder zurück sein und mich meinen Dingen widmen. Der Tod meiner Frau erzeugte noch manches starkes Nachbeben, doch nun lichtet es sich und eine Sache ist mir in diesen Tage eine wichtige Freude: Ich darf und kann mich wieder ganz der Coachingthematik und der Hochbegabung/Hochsensibilität widmen. In meiner Krise gab es eine Zahl an Beobachtungen die Hochbegabung betreffend, die ich auf jeden Fall niederschreiben will. Auch betreffend die Sensibilität kann Erlebtes vielleicht Inputs liefern.



Bild: JJ, 2018

Ich lebe und arbeite weiter in Aschaffenburg bei Frankfurt. Auch sind meine HB-Kontakte in der Schweiz weiter intakt. Ihr findet mich noch bei Facebook und Twitter, wo ich meine alten Akkounts gelöscht hatte. Die sind neu erstellt, ich freue mich auf neue oder reaktivierte Verknüpfungen. 

Nun hoffe ich, euch/Ihnen geht es gut, die Gesundheit trägt wohlauf und die gesellschaftlichen Nöte sind handhabbar. 

Ich grüße Sie herzlich
Jona Jakob

Coaching Aschaffenburg
Jona Jakob
Erthalstr. 1A
63739 Aschaffenburg
Tel. 06021 36 24 36 7
Mob 0174 315 72 11

info(at)coaching-aschaffenburg.de


Dienstag, 25. Mai 2021

1962 - bis heute.

 Als ich 25 Jahre alt war, erhielt ich Post von meinem Vater aus Bern. Es war ein schmales Kuvert und darin fand ich nicht mehr als eine herausgerissene, vergilbte Seite eines Taschenbuches. Auf der ersten Seite fand ich keinen Zusammenhang. Auf der Rückseite hingegen war eine Stelle markiert, die folgenden Satz umfasste: 

Zitat: 

Das Eine, was not tut, ist und bleibt doch, dass ein Mensch 
im Verhältnis zu seinem Leben nicht sein Onkel ist, sondern sein Vater. 
- Sören Kierkegaard.

Das war es. Kein Wort vom Vater dazu. An dem Satz erstickte ich kurz, da ich ihn nicht zu deuten vermochte. Ich ließ ihn liegen, spürte und wusste zugleich aber, dass ich ihn nicht ignorieren können würde. 

20 Jahre später wurde ich Coach. Mein Leben fügte es, meine Ausbildungen nahmen auf mich Einfluss, meine persönlichen Reflexionen und Texte, Gedanken und die wenigen Anteile Philosophie, sie alle stellten die Frage: Wer ist man selbst? Ich auch, ich fragte: "Weißt du, wer man sein könnte?" Und aus diesem nie wirklich endenden Fragen entstand meine erste Interpretation von Kierkegaards Gedanke, 

  • dass mit 'sein Onkel' der gute Ratschlag im Leben versinnbildlicht gemeint sei, und
  • dass mit 'sein Vater' man sich in die Verantwortung zu nehmen habe, vor sich und vor anderen.

Damit erklärte ich diesen Satz gute 15 Jahre lang. Bis ich eines Tages dank dem Internet dem Satz tiefer folgte und dann zu lesen bekam, dass Kierkegaard nicht nur ein Lehrer, Philosoph und Staatsgründer war, sondern ganz besonders ein Kirchenmann, ein Theologe - das Wort 'Vater' sei daher auf 'Gott' zu verstehen. Plumps, das schlug mich zurück, denn mein Leben wurde mir ganz ohne Kirche und Gott anerzogen, Form einer höchstmöglichen Selbstständigkeit, aufrecht und auf den eigenen Beinen zu stehen. Und jetzt sollte ich diesen Satz dem Göttlichen unterstellen? Um ehrlich zu sein, das mochte ich wirklich gar nicht. In diesem Zwiespalt hielt ich mich zurück, Sörens Worte anzuwenden und sie für eine coachende Betrachtung einzubringen. Nicht weil ich gegen die Idee 'Gott' wäre oder  so, niemals. Aber ich folgte stets dem Gedanken der Individuation, einer Ganzheit als Mensch - ohne jeden Gott. Eine Anlehnung an einen Glauben war für mich viele Jahre meines Lebens so etwas wie ein Handlauf, Stützräder am Fahrrad - nimmst du die nie weg, wird kein Können daraus. So dachte ich lange Zeit und forderte, was in vielem dem Christlichen in seinen Gedanken - dem Miteinander - nicht unähnlich blieb.

Jona Jakob - Mai 2021

Nun bin ich bald 59 und muss mir erneut Gedanken zu mir machen. Wenn ich zur Idee Gott etwas verstehen könnte, dann diesen einen Gedanken: Er gab seinen einzigen Sohn her, den wir dann kreuzigten. Dies betrauern wir festlich zu Ostern. Mit 59 ist aber nicht mehr 1980 oder das Jahr 2000, es ist unterdessen 2021 geworden. Knappe 60 Jahre weiter in dieser Welt, die sich verändert und gerade zur Zeit unvorstellbaren Veränderungen nachgeht, sich wieder neu aufstellt. Jedenfalls scheint mir das so. 

Es ist nicht so, dass die Welt nicht toll wäre. Oder dass ich Leben nicht lebenswert fände. Wem ich jedoch nun den Rücken zukehre, das ist der Zeit. Die Zeit, die jetzt und die nächsten Jahre in dieser Welt verlaufen wird. Die interessiert mich - gegenüber meinen mir immanenten Haltungen (Deontologie) - nicht mehr. Ich kann darin weder bestehen, noch interessiert das wen. Da ist kein Dienst mehr zu tun, keine erfüllte Pflicht macht mir darin einen Sinn. Viel mehr mag ich so bleiben, wie ich bin. Ein Mensch, getrieben aus dem Gedanken des Humanismus, dem Werte und Haltungen in einem eher konservativen Verständnis das Leben zählen - sich nicht vom Surfen verführen lassend, ob all den schimären Möglichkeiten des Pragmatismus, der New Economy, der Optimierungen und dem immer dichter und die Freiheit raubenden Netz allem Digitalen. Ich möchte mein Glück darin begreifen, genau in dieser Zeit gelebt zu haben, von 1962 bis heute. Vielleicht war es die beste Zeit, welche diese Erde je erlebte. 

Ich danke allen Freundschaften, Helfenden und Beziehungen, den Geliebten. Die Begegnungen und das Miteinander sind mE die einzigen Momente, wo ein Mensch dem Leben alles abringt. Und davon hatte ich mehr als man es sich vorstellen kann. Ich lebte an 15 Orten. Ich hatte vier Berufsausbildungen und endlos spannende Aufgaben. Ich war zwei Mal verheiratet und tausend Mal verliebt. Also täuscht euch nicht, was am Leben ich nicht gelebt hätte. 

Was heute nun 'zählt', das vermag mich nicht mehr zu berühren. Es zählen die Tracker und ermahnen dich, Wasser zu trinken oder zu Bett zu gehen. Hierfür bin ich zu emanzipiert. Wo ich als Mensch noch hingelangen gemocht hätte, dafür tötete zuletzt ein Krebs meine Liebste und raubte ein Virus alle Möglichkeiten. 

Wer mich kennt und über lange Jahre mich las, die oder der weiß, dass ich mich immer und immer wieder mit dem Wort 'Deon' beschäftigte - der Pflicht ... 

... doch zu sein eben, 'sein Vater'. So schließt sich der Kreis. 

Und erneut staune ich über meinen Vater, eine Figur, die mich mein Leben lang nährte, gerade darin, dass er mich nicht zu sehr bei sich haben wollte, wie er niemandem zu sehr bei sich sein ließ. Er war kein kalter Kerl. Er war voller Poesie und Leidenschaft. Doch was ihn abhielt, mich und viele andere an sich heran zu lassen, war immer und immer wieder eine Haltung, dass er sich nicht sicher sein konnte. Im Sinn von: "Wie soll ich dir zurufen "komm her"? Wie, wenn ich es doch selber nicht genau weiß." Wann immer er etwas nicht wirklich umfasste, es sogar eher von sich wies, musste man versuchen es so zu sehen, dass er rücksichtsvoll war, mit deinem Raum, deinem Werden, deiner Ganzheit, deiner Emanzipation und last but not least deiner Person - sprich: Er blieb gebührend in Abstand zu deiner, auch meiner, ganzen Schönheit, die er mehr respektierte, als jede eigene Sehnsucht. So verstanden wir, er wie ich später auch, Liebe. 

Da wieder, im Geben statt im Nehmen '... eben zu sein, sein Vater'. 

Danke an euch alle.

Jona Jakob


Von mir bleiben fünf Blogs. Die findet ihr am rechten Rand verlinkt. 

Google: 
Nun steht aber das Allgemeine , das ich als meine Pflicht verwirklichen soll , nicht fest , sondern ist allerlei historischen Schwankungen unterworfen . ... Die Hauptsache ist darum nicht , daß ein Mensch an den Fingern herzählen kann , wie viele Pflichten er hat , sondern daß er ein für allemal die Intensität der Pflicht gefühlt hat ... die Hauptsache , das Eine was not tut , ist und bleibt doch , daß ein Mensch im Verhältnis zu seinem eigenen Leben nicht sein Onkel ist , sondern sein Vater .



Mittwoch, 27. Januar 2021

Mittag im Urlaub

Es war ein Dienstag, als er sich an diesen Tisch setzte. Er träumte von Momenten seiner Kindheit, als man im Urlaub nachmittags den Strand verließ, seinen Kram vom Sand befreite, sich Badetücher und Taschen, Campingstühle oder Liegen irgendwie über die Schulter hängte, die Strandschlappen an den Füssen und einen Hut auf dem Kopf. So ging man zurück. Zuerst durch Gräser und kleine Dünen, später unter dem Kiefernwald, hinein in diese meist eingegrenzten Terrains für kleinste Ferienhäuser, flache Bauten, die etwas Garten darum hatten, Platz für ein bis zwei Autos, für Sportsachen, Spielzeug und besonders um draußen im Schatten der Baumkronen sitzen zu können, Grill, Schaukel, Sonnenliegen. 



Es gab des nachmittags Mittagessen, jemand war im Haus geblieben und kochte, und es roch nach Meer, nach Knoblauch in heißem Olivenöl, Zitrone, Rosmarin und nach Meerfrüchten, Fisch oder gegrilltem Fleisch. Kindlicher Hunger hielt ihn auf Trab, er konnte kaum warten, bis alle am Tisch saßen und das mediterrane Vergnügen auf die Teller geschöpft wurde. Er war glücklich, nahm alles auf, was ihm seine wachen Sinne boten. seine Haut roch nach Sonnencrème. Danach schlief man bisweilen eine Stunde, dann wurde öliger, schwarzer Café mit etwas Zucker herumgereicht. Die Erwachsenen tranken zur Verdauung kleine, eisige Schnäpse.


Jona Jakob, 2021

Montag, 18. Januar 2021

Wenn man den Tod seiner Frau erbt

Drei Monate danach. Ich wache gegen 05:00 Uhr auf, mein Brustkasten dünstet miefig durchs Shirt, obwohl ich gepflegt bin. Ich zittere. Dann hört die Scheiße bis 09:00 Uhr nicht auf, wo ich verheult im geerbten Unternehmen aufschlage und mit irgend einer Arbeit beginne. Zu Hause versuchte ich mich über Stunden zu retten, machte Haushalt, Wäsche, Küche, Blumen, Betten. Aber nichts half, die Panik hatte mich für Stunden fest im Griff, obwohl kein Anlass den Anstoß dafür gegeben hatte. Noch zuvor erlebte ich drei Tage Wochenende in entspannter Zeit, kein Zweifeln, gute Gefühle, Zerstreuung und liebevolles Aufgehobensein. Alles gut. Dann BÄMM, voll die Attacke. Ich wusste in dem Zustand nicht mehr, wen vertraut um Hilfe anzurufen. Ich hatte mehr als fünf Menschen im Sinn, doch ich rief nicht an. Vielmehr schlitterte ich weiter über diesen bodenlosen Abgrund.


 
Bild JJ: Tor am Main, Aschaffenburg

Auch der Versuch, mich nochmals ins Bett zu legen scheiterte an der inneren Getriebenheit. Um acht Uhr zog ich mich an und machte mich mit Phibi auf den Weg ins Unternehmen. Ich hatte Bio- und Restabfall, den gelben Sack, eine Bürotasche und Phibi am Arm. Ich heulte noch im Schloßpark und bis rein ins Parkhaus, wo der Dicke wartete. Eigentlich sollte man so nicht autofahren. Ich versuchte, jemanden telefonisch zu erreichen. War nicht möglich. Und was dann half, das waren Worte, die zwar nicht anders zu lesen waren, wie all die tröstenden Gedanken, welche ich zuhauf erhalte, doch in einem Punkt unterschieden sich diese und wurden für mich wirksam - ich füge sie hier in demütigem DANK ein:

Zitat: Ich kenne diese Gefühle der Panik und kann es schmerzlich nachvollziehen, aber da musst du leider durch und es wie eine Welle wahrnehmen und dran denken das auch die höchste Welle am Strand ankommt und abebbt. Es werden wieder gute Gefühle kommen. - Ende Zitat.

Es sind Worte von jemandem, dem der Ehepartner verstarb und ein Unternehmen hinterließ, welches mit Kindern, Haushalt und Angestellten etc. zu halten war. Die Quelle hatte für mich Ge'Halt, wirkte erfahren, eins-zu-eins.

Es ist nun 16:27, ich hatte einen durchaus erfolgreichen Tag, auf dem Heimweg ein wichtiges und positives Telefonat, vor dem ich mich früh noch scheute. Ich bin wieder zu Hause und safe. Was mir aber von dem Schreck bleibt ist, dass er trotz aller guten Momente und wiedergewonnener Kräfte oder Heilung mir einfach reinschneit, als hätte mir jemand einen nassen Lappen in den Nacken geschlagen. Das war heute nicht nur scheiße, das war gefährlich und ich will das nicht.

Jona Jakob

Dienstag, 6. Oktober 2020

Unschärfe - Wenn stets die Erde bebt ...

Seit Februar bebt mein Boden, mein Grund. Nichts kommt zur Ruhe. Immer wieder wird Sand aufgewirbelt, setzt sich wieder, wird hochgeschossen, setzt sich, trübt erneut das Wasser und fällt dann neu. Und um ehrlich zu sein, das macht mich ganz schön fertig.

Sich nicht wo niederlassen zu können erzeugt in mir das Gefühl, nicht ankommen zu können. Ich kriege mein Schiff nicht in einen schützenden Hafen, ich kann mit meinem Raumgleiter nicht ans Mutterschiff andocken - für diesmal gilt irgendwie 'No Mothership Connection is real' (Parliament).

Auf dem beständigen Stück, dem Grund, darauf kann das Neue, das Wandelnde, das Kaleidoskope sich zeigen und festmachen. Ein Event könnte so etwas sein: man erstellt für einen Zeitraum ein kleines Wunder und lädt Menschen ein, die davon gewinnen. Oder eine Ausstellung, ein Konzert, ein Workshop, ja selbst der ganz normale Dienstleistungsjob, den die meisten von uns als One-Human-Show abziehen, gerade der findet keinen Rahmen.

Ob uns das dauerhaft mobil macht? Kein Zuhause mehr? Kein Place-to-be? Oder destabilisiert es uns, bis hin zum Zerfall? Als würden die Gebilde kein Fundament mehr kriegen, alles wäre auf Sand gebaut.



 
Wenn uns die Pandemie erneut das Reisen verunmöglicht, von Bundesland zu Bundesland, ist Weihnachten gegessen. Nur dass wir zuvor noch versuchten, das Virus außerhalb der Grenzen zu wahren. Nun kehr sich das Bild und es ist so, dass wir im eigenen Sperrgebiet voll sind, von dem Virus. Wenn ich mich also in Bayern ins Exil gebe, oder in Gefangenschaft, wie man es will, dann bewege ich mich unter dem Zeug und bin Risikopatient mit Kleinsystem von ca. 25 Personen. Meine Relevanz ist relativ, aber das fragen andere Menschen nicht, die erkranken können.

Womit ich nicht weiterkomme: Ich fühle keine Zukunft. Nicht, dass da keine wäre. Aber wie soll ich meinen Kompass richten, wenn stets alles wackelt und bebt? Mein Vater sprach als Mitarbeiter eines Geometers oft von einer Art 'Unschärfe'. Wer noch nicht so genau erkennen kann, was ich meine, der mag sich die neue 'Musik' von James Blake anhören - alles flackert, scheppert, klirrt. Keine Halten mehr, es bebt nur noch. Mit dem Musiker wirbt Apple für seine Produkte und was man damit anstellen kann. https://www.youtube.com/watch?v=MVgEaDemxjc

Was viel mehr Sache ist: Wir müssen weiterziehen. Entweder wir können nicht in Häfen einfahren oder erfahren an den Pforten von Oasen keine Aufnahme. Was dann tun? Wir MÜSSEN weiterziehen, egal wie sehr wir die Rast, das Auftanken, das Verpflegen und Verarzten gebraucht hätten - an ganz vielen Stellen ist keine Aufnahme mehr, misstrauen wird uns in jeder Begegnung entgegengeworfen - wem sollen wir es verdenken?

Wie aber soll ich da noch ausweisen, Coach zu sein, oder Grafikdesigner, IT-Spezialistin oder Therapeutin. Was weiß ich, ob deine Räume kontaminiert sind, deine Tischoberflächen, deine Aerosole. Die Dystopie, irgendwie. Zumindest schwer fassbar und sehr illusionär, die Gegebenheiten, auf denen wir meinen zu handeln.

Aber wir ziehen weiter, lernend die Verluste gering zu halten. Wir lernen wieder, Beeren und Pilze vom Wegrand zu uns zu nehmen, Kräuter, Wurzeln, Blätter für Medizin. Wir sind in unserer dauernden Bewegung Pathfinder, wir bauen Zeltstädte, Baumhütten, Bambusboote und Fantasiegebilde der Notwendigkeit.

Was man tun kann? Das weiß ich nicht. Die Reise fortsetzen und sich so verstehen, als Unruhende und Unruhender. Einfach weniger glauben, dass die See auf der wir shippern so ruhig daliegt. Tut sie nicht.

Vielleicht gibt es in dem Wimmelbild an Horizont eine Sache, die uns sozusagen einen 'flüssigen - liquiden - Grund gewährt, der in seiner Unfassbarkeit doch hält: Das sind Kommunikationen und Transaktionen.

Im Tausch von Nachrichten, Kontakten, Worten, Gedanken, Bildern und Nachrichten sind wir für einen Moment miteinander fixiert und manifest - also wirklich. Wenn ich wen anrufe, wenn ich mit jemandem spreche, wenn ich hingehe und etwas Zeit verbringe oder wo mein Werk verrichte. Darin, in diesem Aktiven, ist etwas vom Eigenem an Geborgenem - in diesem Miteinander. Und wer sich darauf versteht, der basiert auf David Bohms 'Hidden Variables'.

Man kann natürlich so tun, als wäre nichts. Oder dem Glauben glauben. Das geht auch. Das ist jedoch nicht mein Wesen, hierfür bin ich zu sehr unabhängig und mag mich nicht festlegen. Dann lieber Pfadfinder, Wegbereiter, Conductor und Kapitän eines Raumgleiters - weiter und weiter ...

Liebe Grüße aus dem Oszilierenden. Es gibt Tricks für momentane Schärfe. Finde sie dir ... dann sende deine Koordinaten. Und ja, meine Sehnsucht ist nicht kleiner als deine und deine und deine.

Jona Jakob
Coach + Unternehmer, Aschaffenburg

Mittwoch, 23. September 2020

Quo vadis?

Bevor ich heute, wir haben September 2020, mich in Verhandlungen begebe, habe ich das Bedürfnis zu wissen und zu spüren, was meine Werte sind. Es sind und bleiben die guten Surfer, welche nicht gleich das Brett hervorholen und ins Wasser springen, sondern jene, die sich mehr als eine gute Zeit an den Strand setzen und das Meer studieren. 

So wie ein Schiff einen Schwerpunkt, seinen Kiel, braucht, so wie ein Haus einen sicheren Boden, sein Fundament, braucht, so brauche ich ein konsistentes Gefühl in mir, um nichts mehr zu sein, als mich selbst, heute, mit 58 Jahren. Wozu? Um ganz und gar mich selbst zu sein und das vor allem auch zu bleiben. Die aktuelle Nummer des Coaching-Magazins titelt mit: 

Weshalb Kompetenzentwicklung nicht ohne Wertereflexion (und Coaching) funktioniert.
Meine Werte und die Konzeption meines Werteverständnisses sind längst in mir erarbeitet, erstellt und angelegt. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie nicht doch aus den Augen verlieren könnte, in dieser Zeit zum Beispiel, wo mich enorme Umstände im Leben fordern und mich - so könnte man meinen - gänzlich absorbieren. 

Werde ich gerade auf- und ausgesaugt? Gerate ich unter die Räder? Zieht es mich in einen Sog? Bin ich in der Verpflichtung? Muss ich den Vorstellungen anderer gehorchen? Macht das Schicksal mit mir, wie es beliebt?

Nein! (JJ). 

Schier hätte es Tage gegeben, in denen ich mir das vorgemacht habe, ohnmächtig zu sein. Noch schwerer fühlen sich für mich menschliche Regungen anderer an, welche mich in solch einer Situation als abhängig sehen und meinen, ich müsse mich nun richten. Sie reden dann auch auf mich ein, wie sehr ich nun zu nehmen hätte, was ich mir nicht ausgesucht habe. Die Widerfahrnis, ich "solle" sie hinnehmen. 

Nein! (JJ). 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser
Würde ich mich bücken und einlullen lassen von Nöten, Verlusten, Schmerz und Trauer, von Last und Aufgaben, Pflichten und allem, was gerade an mir hängt, dann wäre ich für Sie alle nicht mehr als ein Geknechteter. Mehr wäre ich nicht mehr, als ein Knecht unterm Joch seiner Widerfahrnis. Dabei geht es weniger darum, welche Rolle mir dabei zukommt. 

Vielmehr geht es darum, welch schwachen Partner sämtliche Kontakte, Vertrauten, Partner, meine Frau, Freunde, Nachbarn, Gläubiger und Behörden in mir hätten. Hier fängt bereits meine Bereitschaft für alle und alles in der Welt an. Bin ich valabel oder bin ich faules Holz? Trage ich? Wächst da noch etwas? Ist da Grund? Ist da Boden? Und das hat nichts - rein gar nichts - mit Hab und Gut zu tun. 

Foto: Cupperyacht 'Antares' (Nantes, New York, Nassau), mit der Vater Atlantiküberquerungen segelte


Womit es zu tun hat, ist vielmehr in der Klarheit und Agilität meiner höchst persönlichen Kompetenzen! Und in meiner hierfür notwendigen Unabhängigkeit
meinem Kern aller Kompetenzen.  

Es gibt unzählige Konzepte und Lebensentwürfe. Nur weil man selber ein Konzept hat, sollte niemand meinen, des anderen Konzept sei nichts - besonders nicht, wenn man es noch nicht verstanden hat. Und schon gar nicht sollte man meinen, wessen Konzept auf Hab und Gut beruht, dessen Dasein sei ein "irgendwie besseres", als dessen Konzept, welches auf Sein beruht. Was man vielleicht oder sogar ziemlich sicher einzeln betrachten und beachten muss, ist, dass wer sein Leben lang eine der beiden Richtungen (von Erich Fromm klärbar im Buch 'Haben oder Sein') eingeschlagen und gelebt hat und bei seinen Überzeugungen blieb. Es sind die meisten, die das Haben beherrschen. Die Welt ist seit eh auf Haben angelegt. Dagegen werde ich nicht anreden. Wozu? Ist doch ok und angenehm ist es auch. 

Doch wenn eine Widerfahrnis mein Leben prägte, als hätte es mir eine Weiche gestellt, dann die, ohne Haben zu "sein". Dazu könnte ich nun eine große Zahl an Vorkommnissen niederschreiben, die wohl dann ein Buch oder zwei Bücher füllen würden, angefangen damit, gezeugt zu sein mit der DNA meines Vaters. Wenn andere etwas von Haben verstehen und darin wirklich strebsam und gut sind, Wirtschaftswerte zu äufnen, so bin ich in meiner Gänze ein alternder Mensch, der in all den Jahren in sich eine Kunst verdichtet hat, ohne Haben mein Gewicht im Zusammensein zu entwickeln. Mich kann man sozusagen nackt an den Bahnhof stellen und sehen, wie ich da rauskomme. DAS ist mein Kompetenzkern. In allen meinen Kompetenzen. Gib mir nichts und freies Atmen, dann komme ich zur Wirkung. 

Ja! (JJ)

Wo deine Gaben liegen, liegen deine Aufgaben. Als ich gestern noch nach einer Antwort auf meine Fragen suchte und dabei unstet in mir wackelte, hatte ich mich unter der Last der Aufgaben und der Dauer der Anstrengungen einlullen und schier überwältigen lassen. Das kann passieren. Doch mit jedem Gramm mehr an Überwältigung spürte ich, nicht mehr ideal zu ticken und mich zu verfälschen, sozusagen von meiner Spur abzukommen. 

Und jetzt der kleine Coachingeinschub: Da ich aber meine Werte und mein Wertekonzept und mein Selbstverständnis und Selbstgefühl seit längst erarbeitet habe und es in mir mich stellt und ausmacht, entstand unter dem Druck nicht ein erblindendes Nachgeben, ein Folgen, eine Hörigkeit - es entstand der notwendige Widerstand bzw. die Kraft aller Klarheit, dass ich, für "geknechtet gehalten", für niemanden ein verlässlicher Partner sein kann. 

Ja! (JJ)

Es ist also so: Um für euch alle - herzlich gerne alle - ein verlässlicher Partner zu sein, fruchtbarer Boden, solides Fundament, aufrichtender Schwerpunkt und tragender Balken, muss ich frei, unabhängig und ohne Haben sein. In dem ich von all dem was um mich ist, nichts annehme, bin ich der Beste in meinem mir möglichen Sein. 

Ja! (JJ)

Man muss das wirklich so verstehen: Ich bin der beste Vertragspartner, der arbeitsamste Mensch und liebender Mann, wenn ich das damit 'Eingebundene' nicht über alles an mich herannehme! Dann spielt meine ganze Kapazität, dann wirken meine Kräfte und halten meine Argumente. Ich habe wirklich alles zu tun, nur niemals in die Knechtschaft zu geraten. Ich habe mich nicht kaufen zu lassen. Ich darf mir keine Nötigung widerfahren oder sonst wie Formen von empfundenem Einbehaltens, der Gefangenschaft. 

Klarheit! (JJ)

"Arbeite nicht im System - arbeite für das System!", das sind zwei höchste Prämissen, wie der Mond zur Erde steht, Trabant genannt, was 'Begleiter' bedeutet. Es ist seine gedeihliche und zweckreiche Aufgabe, als ein tragendes Element im Verhältnis zur Erde von ihr fern zu bleiben. Das muss man erst einmal verstanden haben! 

Und da mir damit alles wieder vor Augen ist, sei Jahren in mir bestehend, und es sich anfühlt wie selbstverständlich, da es nun wieder freies Atmen ist, werde ich mich heute an meine Aufgaben machen, ob tragend, machen, verhandelnd, verantwortend und liebend, gebend und entwickelnd. 

Es macht Sinn, von mir zu nehmen. Hierfür bin ich sozusagen 'konstruiert' - hierfür bin ich in der Welt unterwegs - das ist meines Schiffs Aufgabe. Ich diene und man bedient sich. Ich werde zum Ende hin nicht in üblichen Werten bemessen. Das meint nicht, kein Vermächtnis hinterlassen zu haben. 

Deon.

Jona Jakob



Freitag, 11. September 2020

Geburtstage sind auch nur Tage.

In welchem Film war das noch, als einer einen Beutel Bohnen mit sich trug, die er dann über eine Schlucht streute, um eine unsichtbare Brücke zu erkennen, da auf ihr die Bohnen über dem tiefen Abgrund liegen blieben, so dass dort ein Weg war?

Vielleicht würdet ihr all jene Coachs für glaubwürdiger halten, wenn ihr erkennen könntet, wie oft und wie heftig sich diese selber durch ihr Leben finden und stemmen müssen. Viele unserer Gilde kenne ich als Macherinnen und Macher, als Stehauffiguren, als Scheiternde und ganz besonders als Verlierende, die nicht sich, sondern etwas im Leben verlieren und sei es der Hund. Doch ... sie zeigen sich und gehen weiter.

Die 'Coach' - althergekannt als eine Art Trage, auf der man ein Fortkommen hat, macht das sichtbar. Ein Coach (m/w/d) ist ein Mensch, der anderen dieses persönliche Fortkommen möglich macht. Seine eigenen Kompetenzprüfungen sind jedoch weder Zertifikate noch irgendwelche Kredits oder Berufsverbände. Es sind die Gezeiten, Monate und Jahre, in denen sie oder er sich selber über einen Moment weiterbringt - und wenn der noch so bitter, schicksalhaft und zurückversetzend sein mag. Den aufrechten Gang gehen und vorleben, das ist am Coachleben, welches stets ein Leben als ganz normaler Mensch ist, immer und immer wieder das Schwerste. Botho Strauß schrieb: "Was ist schon das 'Ich' des Eigensinns, verglichen mit dem 'Mir' der Widerfahrnis?" (aus 'Die Unbeholfenen', Botho Strauß).


Elke und ich, Feb 2020, im Urlaub in El Gouna. 

Im Sinne des Christlichen sind viele unserer Wege unergründbar. Jedenfalls so lange sie in die Zukunft noch nicht sichtbar werden. Nehmt daher immer den Gedanken, dass die scheiternden Anteile von Verlust, Einbruch und Ende, nicht die gelebte Sackgasse darstellen, sondern Teil eines weiteren Bestehens sein werden, ob als Geborenheit, als Reife, als Weisheit, neuen Erfolg und nicht selten als jener Anteil an euch, den ihr wem weiterzugeben habt - wenn Ihr Master werdet.

Müsste ich euch heute eine Bilanz vorlegen, zwischen Gut und Übel, ihr würdet vermutlich nicht fassen können, wie man das aushält. Irgendwie würden wir wohl weinend bei 'Wahnsinn' landen ... und dennoch würdet ihr, würden meine Liebsten und werde ich zuletzt diese Bohnen über den Abgrund streuen, weil da eine Brücke ist, über die man gehen kann. Wenn ich das kann, könnt ihr das auch.

Alles Liebe von mir zum 11.9. - danke für so viel von euch ...

Und ja, so gut, dass ich auch wirklich Bohnen bei mir habe und einen Weg sehe, so gut geht es mir. Ich bin, was den blinden Gang betrifft, schon mitten über der Schlucht, einem 'Skywalk' ähnlich, dabei bin ich nicht ohne Höhenangst :-) Unter mir der Abgrund, vor mir eine nächste Zeit.


In Liebe und Dankbarkeit für alles.  

Jona Jakob, geb. 11.9.1962

Samstag, 29. August 2020

Meine Herzlichkeit hat immer etwas Hannibales.

Per Zufall auf das Schicksal meines Lehrbetriebes gestoßen ************************************************

Von 1978 - 1981 absolvierte ich meine erste Berufslehre (von dreien) als 'Koch mit Eidg. Fachausweis', bei der Familie von Markus und Trudi Schwyter im Restaurant Bären Köniz. Es waren drei prägende Jahre und ich einer ihrer besten Prüfungsabsolventen. Der hohe Anspruch der Küche von Bodo Netzband (Kü-Chef) und seiner Frau Ruth (Gerantin) ist heute noch Grundlage meiner liebevollen "Vermessenheit" und dem Genußmenschen Jona. Was haben wir da geflucht, gelitten, gelacht und geweint - und natürlich unendlich viel gearbeitet. Und falls einer von euch doch wissen möchte, ob ich ein warmes Unfallreh ausweiden und zerlegen kann: Kann ich. 



In diesen Monaten bin ich (der Coach) als Unternehmer, Turnarounder und Troubleshooter am Werk. Dies sind die unangenehmsten Formen von Management. Sie unterscheiden sich rückblickend nicht wirklich von warmem ausweiden, zerlegen, vorbereiten, zubereiten (kochen) und anrichten, sag ich mal oder anders serviert: Meine Herzlichkeit hat immer etwas Hannibales. 🤣 

Jona Jakob

Donnerstag, 2. Juli 2020

Das Glück beruht oft nur auf dem Entschluss ...

Beim Befassen mit diesem Gedanken merke ich stets sehr schnell, wie glücklich ich bin, mich auch mit dem Unglück, dem Schmerz, dem Abgrund, der Sauerei, dem Unmöglichen, dem Schweren, dem Tod und Leiden und jeder anderen Form von Schweinerei zu befassen und sie in meinem Sein mir zugehen zu lassen, wenn ich mag oder es mich interessiert. Ich schaue gerne hin und ich mag es, zu versuchen, das Krudeste irgendwo einordnen zu können, alleine schon mit : Ok, das gibt es - diese Leute verfahren so und tun das. Keine Ahnung wie, aber die Fakten belegen es (zB Völkermord mit Macheten - einen anderen Menschen mit einer Machete zerhacken). 





Mit dem, was landläufig sich in einem strahlenden Lächeln zeigt und äußert, was ich ja auch mag und auch sehr mag, wenn ich selber mal dahin gelange, befasse ich mich kaum. Es ist für mich nicht so sehr erstrebenswert oder ein Ziel. Es ist für mich vielleicht mehr ein 'by-the-way' ein Zugewinn, ein schöner Zustand des sich erfüllens. Gefühlt nehme ich das eher wie einen Lottogewinn wahr. Und ich bin geneigt von mir selber zu sagen: es könnte sein, dass mich dieses lachende Glück oder diese leichten, fröhlichen Glücksmomente "langweilen" und ich sie als "geschenkt" verbuche - gerne genommen, stellen mich aber nicht dar.

Ich bin durchaus sehr beeindruckt, wie andere Menschen (hier aufm Bildschirm strahlt mir viel fröhliches Glück in völlig glaubwürdiger Form an) diesen Zustand wählen und dann gekonnt anstreben. Als ich mal zu lange finster war, vermutlich hatte ich 8 Jahre lang eine schleichende Dysthymie (ist ja ein Pleonasmus), lernte ich besonders bei bzw. von Frauen Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Ich kann es heute, meist nutze ich es alleine, um meine Liebste damit glücklich zu machen oder Phibi, unsere Hündin. Beiden geht es besser, wenn ich diese Leichtigkeit ausstrahle. Doch sonst bin ich eher ein schwer erkennbarer Mix aus Ernsthaftigkeit + Gelassenheit. Und zu meinen Gewinnen, die ich heute lieber annehmend mitnehme als noch vor 20 Jahren, gehören Feedbacks, die wortwörtlich sagen: "Ich kenne kaum jemanden, der so gelassen wirkt, wie du." Das macht mich dann mal für einen Moment rund  

Was ich sagen wollte: Sich mit dem Schweren auseinanderzusetzen, kann ebenso ein Glück sein. Man strahlt es vielleicht nicht gerade aus und ansteckend ist es für die Wenigsten. Aber Glück setzt für mich nicht voraus, auf Gleichfühlende zu treffen und viele von denen um mich zu haben. Um so erhabener das Glücksgefühl von Gleichklang, sich z.B. in selber Traurigkeit zu begegnen und zu schweigen.

Ich mochte mich gerade niederschreiben - danke für dein Posting, welches das ausgelöst hat.


Jona Jakob

Alle Rechte bei mir, Jona Jakob, Aschafffenburg, 2020

Freitag, 12. Juni 2020

Nur ein Ascher ...

Guten Morgen Jona

Also, hier kurz die Historie zum Ascher. Diesen habe ich vom bekanntesten Shaker der DDR bekommen, "Franky Le Shaker. Er hat für Honecker und Co gemixt, bevor er nach Westdeutschland gekommen ist. In Freiburg hat er die beste Bar" Henry's Bar" übernommen und ist hier bis über die Grenzen bekannt. Ich bin eines Tages zu ihm, habe geklopft und wollte unbedingt den grünen Moet haben und meine Prüfung zum Hotelfachmann gebührend mit diesem Ascher feiern. Viele Jahre sind vergangen und letztens kreuzten sich unsere Wege wieder. Ich konnte ihm einen Gefallen tun und er schenkte mir seinen letzten Moet Ascher, den du jetzt hast. 

LG Mike

Aus eBay Kleinanzeigen. 

Bild: JJ privat. 

Montag, 8. Juni 2020

"Sing meinen Song"

Gespräche,
Momente der Begegnung, 
des Austausches und Mitgehens 
sollten öfter sein, wie Sing meinen Song, das Tauschkonzert (VOX). 

Man spricht den Geist dessen, 
von dem die Worte sind. 
Man tanzt unvorbereitet. 
Und anstelle des Gesprächs, 
der Fragen und Gefühle 
schiebt sich das Miteinander, 
dieser gebärende Moment, 
in dem alle Grenzen schwinden, 
die Geschlechter, das Alter, 
die Herkunft und Vorgeschichte. 

Man wird zusammen Mensch.

Jona Jakob - 2016

Überarbeitet 2020 / JJ

Samstag, 16. Mai 2020

Diese Verwechslung

Es gibt diese Verwechslung jener, die sich einen stärkeren Willen wünschten, dann aber bloß eitler wurden.

Jona Jakob (c) 2020

Sonntag, 12. Januar 2020

An die Automobilindustrie

Nach den vielen Jahren des Lernens zwischenmenschlicher Kommunikation, dem Gewaltfreien nach Rosenberg, dem Personzentrierten nach Rogers, der Transaktionsanalyse und den Büchern von Schulz von Thun, nach alle dem Zeug, bin ich nun zum Schluss gekommen, Sie möchten bitte die Autohupe überdenken. (Meine ae-Taste funktioniert nicht, daher die ae-Schreibweise)

Hier mein Vorschlag:
Keine Autohupen mehr in Fahrzeuge montieren. Hingegen installieren Sie bitte ein Hupsignal im Inneren des Fahrzeuges für die Handlungsweise der/des FahrzeugführerIn.

Begründung:
Wohnhaft im Zentrum der kleinen doch schmucken Stadt Aschaffenburg habe ich festgestellt, dass Autohupen in 99,8% aller Fälle fürs REKLAMIEREN benutzt werden, also um zu staenkern, zu pöbeln, zu motzen und andere Menschen unter Druck zu setzen. 'Niemand' verwendet Hupen, um vor sich als sich naehernder Gefahr aufmerksam zu machen, wie damals, als auch mal die Bremsen versagten. Es wird also kein Risiko eines Aufpralls reduziert, vielmehr wird das Risiko wegen unnötiger Nötigung erhöht.

Agathaplatz, Aschaffenburg

Mein Lösungsvorschlag:
Ihr habt ja heute an allen Ecken und Enden Kameras in Autos installiert. Also weg mit der Autohupe. Es soll einem Fahrer / einer Fahrerin nicht mehr möglich sein, andere Verkehrsteilnehmer zu bepöbeln. Der Anstandslosigkeit hinter der Frontscheibe ist nicht Vorschub zu leisten. Womöglich ist solch aggressives Gebaren eines Tages Auslöser eines weiß-nicht-was.

Vielmehr ist im Wagen ein Hupsignal automatischer Form einzubauen, welches den Fahrer zusammenknutet, wenn die Kamera erfasst, dass der gerade Scheiße baut. Wenn der sich also gegenüber FußgaengerInnen, Kindern, Rolatoren, Krückenden, Fahrradfahrenden und Parkenden ungebührend aufführt - um nicht auffaehrt zu schreiben - hupt es in dessen Fahrzeug.

Damit würden Sie die korrekte Strafstruktur nach 200 Jahren Automobil neu einführen und im Verkehr, auf den Straße und Plaetzen, die nicht nur den Autofahrenden gehören, für eine sagenhafte Ruhe sorgen.

Wer meint, ich würde hier arg übertreiben, der wohne bitte z.B. mal in Aschaffenburg am Agathaplatz, Einfahrtsstraße zu zwei Parkhaeusern, dem Stadthaus, dem Marktplatz und zu den Festivitaeten des schmucken Staedtchens.

Lieben Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Lesezeit. Wenn jetzt noch Ihre Reflexion in Bewegung kommt und über den humanistischen Weg der Erkenntnis eine Veraenderung zum Miteinander als Handlung vollzieht, wird alles gut oder sogar besser. Ich bin überzeugt.


Hochachtungsvoll
Ihr Jona Jakob (c) Aschaffenburg

Montag, 30. Dezember 2019

Erzaehl mir einen Zauber

Vorneweg:
Meine ae-Taste funzt nicht und ich mag mich nicht beugen.

Erzaehl mir einen Zauber
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Ich habe in einem der vielen tollen Aschaffenburger Fachgeschaefte, bei Schmuckdesign Irina Esser,  vor zwei Tagen einen Bergkristall geschenkt bekommen. Von der Inhaberin persönlich angeboten in einem Glas für Berliner Kindl Weisse, welches voller solch runder Kugeln war.  Ich suchte mir meinen Handschmeichler aus allen Handschmeichlern aus und bin seither damit glücklich. Dieser Kristall hat nicht nur unzaehlige Heilwirkungen, er fühlt sich einfach wie ein Geschenk an, so fein, so rund, so schmeichelnd - einfach ein kleiner Zauber.

Gestern kam mir die Idee, ich könnte solche Steine zum Abschluss eines Coachings meinen Kleintinnen und Klienten als kleine Dankeschöngeste anbieten. Obwohl mit etwas Zauber bedacht, sind die Dinger in jeder Form neutral, bescheiden und doch liebevoll.

Von der Idee erzaehle ich meiner Liebsten, auch um etwas ihre Reaktion zu erkunden, ob das eine runde Sache sein könnte. Sie war ganz entzückt. Ich frage noch, was die Dinger wohl kosten könnten und stelle mir vor, bei Irina um eine Bestellung anzuhalten. Ihr müßt wissen, die Schmuckdesignerin Irina Esser hat als Person schon so etwas Zauberhaftes an sich. Sprecht mal mit ihr und lasst euch mal in ihren Bann ziehen, so wie sie von Schmuck spricht, von Metallen, Steinen, Holz, Leder, Arbeiten - lasst euch mal etwas von ihr zeichnen, sie kann bezaubernd zeichnen. Ist alles ganz betörend.



Abends, ein paar Stunden spaeter, meine Liebste und ich faulenzen vorm Fernseher rum, zeigt sie mir ein Amazon-Angebot für diese Bergkristall-Handschmeichler. Auf dem Tablet sehe ich einen lieblosen Plastikbeutel mit 30 Steinen für  ein paar wenige Euros und das daemliche Grinsen von einer der Amazon-Versandkartons. Leck mich, der Zauber ist weg.

Und so beschaeftigt mich nun seit gestern Abend die nackte Desillusionierung, die mir die Globalisierung beschert - alles, restlos alles wird zum billigen Scheiß, bloß weil ich es schnell und günstig haben will. Die Ware hat nun den Charme wie so alte Konservendosen, in denen man rostige Naegel sammelt, die man vielleicht noch mal brauchen könnte. Was mir im Internet angeboten wird, ist Wahllosigkeit, Pragmatismus, Seelenleere - der Großkotz namens Konsum.

Ich aber wollte zaubern. Ich mag meine Coachees. Und ich mag schon das herzlose von Selecta-Automaten nicht, aber Amazon, Amazon ist für mich das Grauen. Wenn ihr es mir also mal so richtig besorgen wollt, dann bitte möglichst nicht mit Amazon. Es muss noch andere Wege geben, auch wenn diese mich nur darüber hinwegtaeuschen, nicht doch an einer Stelle von Amazon beliefert worden zu sein. Schenkt mir bitte weiter den Eindruck, die Ware kaeme aus einer verwunschenen Quelle.

Lasst mir den Zauber - ich kann den Preis bezahlen. Der Preis war mir selbst als 10-jaehriger Bub das Peinlichste. Besonders, wenn eine Preisaktion den Kauf beeinflußte. Ich will das nicht. Was ich möchte, ist das Echte, das Richtige, das Wahre - und das wird mir Amazon niemals geben können.

Irina, gerne 30-40 Stück. Und erzaehl mir bloß nicht, die seien auch von Amazon bestellt. Erzaehl mir mit deinem Gesicht, deinen Augen, deiner Stimme und Zugewandtheit etwas wie, die Steine kaemen von einer jungen Frau aus Rumaenien, aus Kasachstan, aus Sibirien und man könne sie nur ganz selten erstehen - immer dann, wenn man der Kunst des Sehens noch faehig sei, sonst würde man diese gar nicht erkennen können. Erzaehl mir einen Zauber.

Ich wünsche Ihnen ein zauberhaftes 2020 - lieben Dank für alles.

Jona Jakob, Aschaffenburg (c) 2019

Samstag, 28. Dezember 2019

"Weißt du, wer man sein könnte?" "Wo - ich kann dir sagen wo ..."

Wenn jemand von euch sich vielleicht fragt, was 'bewegt ihn', den Jona, dann kann als 'Muster', als 'Beispiel' dieser Text von Thomas Assheuer herhalten, der es auf einer Meta-Ebene schafft, die Entwicklungen und Entgleisung eines Botho Strauß darzulegen. 

https://gegneranalyse.de/personen/botho-strauss/#

Dieser Text ist für mein Fühlen und Denken, für meinen Kopf und meine explorierenden Interessen ein Weihnachtsgeschenk, eine Vitaminspritze, eine Bereicherung oder Nahrung überhaupt. SOWAS ist es, wofür sich mir Leben und Streben lohnt. So sehen, erfassen, analysieren und verfassen können. Nun gut, ich habe Koch gelernt - ein minderes Gereichen von Gerichten.

Nie werde ich solch einen Status oder Level erreichen - bestenfalls als Leser, der ob so manch verwendetem Begriff erstarrt und doch in der Lage ist, den Gedanken DIESES Textes zu verstehen und ihn nun auch darlegen zu können.

Wer Lust hat und ohne Angst ist, nicht gescheit genug hierfür zu sein, der möge zu Ende lesen, bis zum letzten Wort. Ihr lest dann den Text nicht nur, um die Wandlung eines Botho Strauß kritisch zu erfassen - ich verfasste auf meinem Notebook ein Worddokument mit dem Titel "Weißt du, wer man sein könnte?" - Assheuers Text lässt euch, vor oder nach meinem Tod, dort wandern, "wo man sein könnte". Das scheint mir in den Tagen zwischen den Jahren geradezu ideal.

Ich danke Thomas Assheuer für diese Arbeit, diesen Text.

"Paare, Passanten" von Botho Strauß, zählt zu meinen Lieblingsbüchern.

Manchmal fragt einem Facebook nach dem aktuellen Zustand:

- demütig und getrost und "wo zuhause" zugleich.


Jona Jakob, Aschaffenburg
Zwischen den Jahren 2019 / 2020


https://gegneranalyse.de/personen/botho-strauss/#

Donnerstag, 17. Oktober 2019

Meine Vorstellung

- verfasst, wenige Tage vor unserer Vermählung -

Ich habe mir schon als Jugendlicher eine emanzipierte Partnerin gewünscht. Nie suchte ich ein Mädchen, welches sich mir in nachgeordneter Weise nähern mochte. Das war zu keiner Zeit einfach. Jedenfalls so lange nicht, bis ich dem Modell von "Ich Tarzan - Du Jane" komplett absagte. Ich wies konsequent ab.

Meine Jugend dauerte nun mal von 12 (hatte meine Mansarde) bis ca. 32 (ich heiratete das erste Mal). Es gab also zahlreiche Episoden, zumal ich noch Disco-König war und sozusagen der ewige 'Tom Hagen' (Consigliere) der Clique. Meine frühe Unabhängigkeit bescherte mir unzählige Annäherungsversuche.

Emanzipation, in den 70ern und 80ern ein Mega-Thema, war für mich nur anteilig durch die Frauen selbst zu erreichen. Wer sich ändern musste, waren wir Männer. Ich vertrete noch heute die Meinung, die Sache der Frau entsteht, wenn ich mich als Mann konkret RAUSNEHME. Ich muss was tun - und zwar fortbleiben, weggehen, bei Seite treten, mich auflösen.

Bis ca. 40 war das schwer zu verklickern. Unsere menschlichen Programme und Neigungen zu 'Meine Frau - Mein Haus - Mein Geld - Mein Auto' sind evolutionsbedingt und von größter Ausprägung bzw. Kraft. Sich dagegen zu wehren, daran scheitern selbst härteste Emanzen, intellektuelle Beziehungsformen, neue Modelle oder auch ich. Was immer noch beständig besteht: die Macho-Beziehung, Beispiel ist Robääärt und seine Carmen - 40 Jahre Wettbewerbsehe - er spielt den Helden (Tarzan) und sie stichelt ihn dazu an, als Sirene sozusagen ... hach.

Ich war 18, als ich sagte: Lass mich eine iranische Atomphysikerin kennen lernen ... meine Hymne damals: von Reinhard Mey 'Annabelle'.


Meine Liebste und ich. Am 13.09.2019, frisch vermählt :-)

Ich mag keine Abhängigkeit. Das ist mir schlicht zu dämlich und von keiner Form. Man kann bei einer Abhängigkeit in keiner Weise irgendwie anständig und im korrekten Kontakt miteinander sein.

Zudem: ich will eine gescheite Gesprächspartnerin. Ich will ihre Macht spüren, ihren Willen, ihr Drohen, ihren Krieg, ihre Schlacht. Ich will sehen, wie sie verantwortet, ansagt, fordert und klarstellt. Ich will ihr Denken und Fühlen, ihr Handeln und Gestalten. Ich will von Ihr ihr Werk. Noch vor 10 Jahren eröffnete ich in XING einen Thread in der Hochbegabtengruppe zum Thema Künstlerpaare. Ich will streiten. Ich will mich trennen. Ich will in zwei Wohnungen wohnen oder in fünf Wohnungen und in vier Städten.

Was ich nicht will - dass sie von mir abhängig ist, nicht in der kleinsten Weise. Das nervt nur. Und nähren tut es mich auch nicht, so ein rausgeputztes Chouchou. Was ich will, das sind ihre Zweifel, ihre Dunkelheit, das Mystische, das Abzuwartende, ihren Schmerz und ihre Abgründe.

Erst mit dem Ende meiner ersten Ehe änderte sich das Blatt am Beziehungsmarkt - es gab, 20 Jahre später - selbständige Frauen, die trotz Beziehung, selbständig bleiben wollten.

Die Selbständigkeit einer Frau ..., ich finde noch heute, das ist eine wahrlich schwere Einstellung und Aufgabe - und meist auf unsicherem Grund wegen der Fehlinterpretationen von männlicher Seite. Ich meine sogar zu beobachten, dass noch so selbstgewonnene Frauen mit sich selbst kämpfen müssen, täglich und immer wieder, als wäre es wider die Natur. Mir tut das leid.

Für mich gab es immer dieses Bild, dass ich mich in der Beziehung mit ihr "fortnehme". Und dass ich mich darum bemühe, Situationen so entstehen zu lassen, dass Sie im Bild ist, dass Sie gewürdigt wird, dass Sie frei atmen kann. Dann kann die Frau sich selber sein und bleiben.

Sie merken, je länger ich schreibe, desto verzwickter wird es, was ich möchte dann auch clean zu behalten - das ist nun die tägliche Arbeit auf beiden Seiten der Geschlechter.

Und vielleicht sollte ich weniger sagen, ich will eine Emanzipierte. Vielleicht sollte ich viel mehr deutlich darin sein, gewollt und gewünscht und glücklich dabei, täglich diesen Kampf um diese Sache in der Beziehung miteinander zu leben.


Jona Jakob (c) 2019

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Ich liebe McDonalds

Ab und zu kommt es mich an, da möchte ich für einen Moment verschwinden. Das kann hier in Deutschland aber auch woanders in der Welt geschehen, ich will mitten im Tag fort - weg hier.

Dann fahre ich die wenigen Kilometer in einen McDonalds, gerne etwas außerhalb eines Ortes, ihr kennt diese Gelände, welche neben einem Verkehrskreisel, am Rande der Industriezone, bei einer Tanke, also irgendwo im Nirgendwo liegen. Brache Brachen. Dort fahre ich hin, parke, steige aus und gehe rein.

In einem McD bist du niemand. Mit dem Eintritt erlöscht deine Identität, man kennt dich nicht, keiner nimmt Notiz von dir, du bist sofort undefinierbar wie alles hier. Das ist ein schönes Gefühl.

Irgendwo bei Darmstadt ... (Bild: JJ, 2019)

Keine andere Kundschaft nimmt dich wahr, außer du nimmst wem den Vortritt. Doch damit ist heute auch schon Schluss, da man jetzt an Terminals auswählen, bestellen und bezahlen kann. Ob dort oder noch am Tresen, mit seinem Mikro, dem Bildschirm, der Menuführung nimmt das Personal keinen Kontakt zu dir auf, du brauchst nichts zu befürchten, da ist niemand. Was du kriegst, ist ein Plastikständer mit einer Nummer und eine lange Quittung, als wäre sie ein Bingoschein.

Ich setze mich in eine der abschottenden Nischen. Eigentlich habe ich kaum Ahnung, was ich bestellt habe, meine Wahl ist diffus. Bin ich überfordert, bestelle ich langjährige Standards und immer 'Menu'. Selten, dass ich ein Extra-Angebot ordere, was weiß ich, was ich dann erhalten werde - lieber nicht, lieber das Gewohnte, also Big-Mac-Menu-mit-Cola-light-ohne-Eis-dazu-drei-Portionen-Ketchup-und-ja-normale-Pommes. Das ist mein Gericht. Eine noch nie gesehene Bedienung bringt dir "Nr. 174?!" und wünscht noch "Guten Appetit."

In dieser Zeitblase des Daseins bei McD mache ich Pause. Ich muss nicht präsent sein, niemand achtet sich auf mich oder meine Essmanieren. Ist egal, sie haben mir acht Servietten mitgegeben, das Plastiktablett fängt notfalls alles auf, was sich irgendwo rausdrückt und runterfällt. Meine klebrigen Finger sieht niemand, alle sind auf ihren ganz eigenen Zauber konzentriert. Wie ich aussehe, zählt nicht.

Bei McD zu sitzen löst bei mir das Gefühl aus, welches Falco damals in einer Textzeile besang: "Und ihr werdet mich nicht finden - niemand wird mich finden ..." Ob hier in Kleinostheim oder in der Tangente von Barcelona beim Campus Nord, in Maisach bei München oder Altstetten in Zürich - das Terrain McD ist fort von dieser Welt, es nimmt dich ein, es reißt dich raus aus deinen Dingen, deine Last des Alltags wird extrudiert, geformt, paniert und rausgebacken. Alles golden-crispy nun.

Noch während ich die neuen Angebote studiere, die bis zum nächsten Besuch von noch neueren Angeboten abgelöst sein werden, kaue ich auf Undefinierbarem ohne Geschmack. Es fasziniert mich wie jene Symphonie, 4'33", in der über diese Zeit kein einziger Ton gespielt wird. Man tut aber so. Dass mein Körper darunter leidet, drückt der erst aus, wenn ich wieder in der Welt angekommen bin. Aber bei McD kann ich gut so sein - ohne jede Berührung, ohne jeden Bezug zu irgendwas, egal auch die Tageszeit. Wenn mich etwas interessiert, dann die Spielsachen aus den Kidsboxen, die ich nicht verstehe, die aber gefragt zu sein scheinen.

McDonalds ist eine Pause. Nicht einmal die Geschmackssinne müssen was erfassen, das System lenkt mich, ich bin ein Gleiches unter Gleichen. Mir ist es keinen Gedanken wert, wenn da wer Übergewicht hat oder Kinder schon dick sind - gehört thematisch alles nicht hier hin. Nicht einmal mein Handy interessiert mich. Facebook? Viel zu nahe. Twitter ... echt jetzt? Trump? Friday-for-future? Mir alles egal, ich bin hier und das ist gut so, reicht ja schließlich.

Und so verweile ich dort zwischen Menudisplays, Pseudodesign, Plastik und Undefinierbarem - und bin - Nichts geschieht, kein Fortkommen, keine Entwicklung. Alles Zero.

Dann fährt mich mein Wagen zurück ins Bewusstsein von Verkehr und anderem. Fertig Pause.


Jona Jakob (c) 2019

Freitag, 20. September 2019

Von Träumen, Zielen und alter Liebe, die nicht rostet

Mein Geburtstag mag Anlass sein, vielmehr ist es aber das Erreichen von lange Ersehntem, vom Erreichen von Zielen, vom Erreichen des Erträumten und last but not least handelt der Text eben von alter Liebe, die nicht rostet.

Im Management wird von Zielen geredet. Und im Leben wird von Zielen, die man haben kann, geredet. Und ganz bestimmt wird besonders in Coachings von Zielen geredet, nämlich jenen, die man per Coaching erreichen möchte.

Noch kaum habe ich gelesen, dass man dann aber an den Zielen festhalten muss. Bei Robert Walser gibt es eine Zeile, wo er fragt: "Hast du dir heute schon ein Ziel ausgesucht? Wozu? Die Ziele, sie wandern auch." - Robert Walser ... :-)

Es mag eine vage Behauptung sein, aber ich glaube schon, dass es diesen Effekt gibt, dass man gerade eben eine Werbung, ein Traumauto, Bilder eines Urlaubes oder eines Momentes zu sehen bekommen hat und man spontan dazu ausdrückt: Das ist mein Ziel, davon träume ich. Ein Haus, Kinder, eine Familie, Karriere. Größer, höher und weiter. Und das ist hier nicht in Frage gestellt, das ist erst einmal glücklicher, als hätte man keine Träume oder Ziele.

Doch im Heute unserer leicht verrückten Welt würde ich behaupten, haben Ziele immer kürzer werdende Halbwertzeiten, wie anderes auch - stets neue Moden, neue Hotspots, neue Clubs, neue Jobs. Man fliegt woanders hin, man kriegt ein nächstes Angebot, man wischt Beziehungen über den Bildschirm und auch das neue iPhone wartet schon. Mit dem Neuen ist das alte "weg". Ist wie dieses Hände-Spiel, wo immer wer seine Hand auf die zuvor hingehaltene Hand legt und wenn beide Hände hingelegt sind, zieht man die erste unten hervor und legt sie neu obenauf.

So geht es mit den Träumen und Zielen ganz besonders dem Gehirn. Das Aktuelle bleibt, das einst so ersehnte wird überlegt von "Inputs" - Neuem. Bald sind die alten Beweggründe zugeschneit von Wellen an Hypes, Moden, Veränderungen und neuen Technologien oder Verfahren. Selbst die Worte ändern sich. Um vorne mit dabei zu sein, passe man sich möglichst an.

Mit meinem Geburtstag, ich werde dieses Jahr 57, passiert mir dieses Jahr etwas ganz anderes. Ich erreiche in diesen Tagen und Wochen eine große und lebensrelevante Anzahl von Dingen, die ich vor langer Zeit begann anzustreben. Davon handelt die Geschichte.

Die Dinge, die ich zur Zeit alle erreiche, wurden vor vielen Jahren in mir angelegt. Ich wusste damals schon, was genau ich mir wünschte. Bei Gütern konnte ich den Gegenstand exakt benennen. Bei Zuständen und Verhältnissen war ich ebenso voll von Vorstellungen, wie das dann man sein sollte. Selbst meine Mutter sagte von mir, dass ich immer gewusst habe, was für Hosen, was für Schuhe ich haben wollte. Ich sprach nicht von Labels oder Marken und auch nicht von Image oder Style. Ich sprach einzig und alleine von ganz bestimmten, zugeordneten Qualitäten und Eigenarten des jeweiligen Gutes. Noch heute bin ich anstrengend in dieser Sache - ich will nur das. Nothing else. Erzähl mir nix. Ich weiss warum. Basta.

Wenn man bei mir umherschaut, dann findet man die Sachen und Entwicklungen. Man kann das Erreichte erkennen. Man wird aber nicht vom Erreichten von mir reden, sondern vom Traum und von der ganz eigenen Wahl, die "der JJ" getroffen hatte. Ob ich von meiner Armbanduhr, dem Kugelschreiber, dem Notebook, dem Auto oder von Lautsprechern schreibe. Was ich sagen will: Das Erfüllen der eigenen Träume und Ziele hängt auch davon ab, dass man das (die) Erwählte nicht aus dem Sinn verliert. Man muss für sein Glück an seinen Zielen festhalten. Natürlich kann sich ein Wunsch über die Jahre verändern, aber da sind wir beim entscheidenden Punkt: Wie alt ist Ihre Liebe zur Sache?

Und wenn diese Liebe zu der oder dem Sie schon lange träumen tief genug ist, werden Sie das Ersehnte auch erreichen. Nicht nur, Sie werden dann daran festhalten.

In diesem Sinne habe ich mir Zeit meines Lebens eine Liebe vorgestellt, wie ich sie heute dank meiner Liebsten leben darf. Sie verkörperte den Tag, den ich möchte - die Auseinandersetzung als Versöhnung, die ich brauche - die Gelassenheit, um die ich viele früher benieden habe - um die Fürsorge, dich ich im Leben schon vermisste - das Wirken, was Leben sein könnte - und die Freunde und Freuden, die ich schätze. Die Lateiner sagen: Per aspera ad astra.

Morgen werde ich 57 und am Freitag heirate ich in dieses Gemeinsam-mit-jemandem-alt-werden, was mir andere Menschen schon über ihre Träume erzählten. Ich werde nicht mehr träumen, ich lebe das. Festhalten. Egal was schon wieder kommt. Festhalten an der Liebe.

Der englische bzw. polnische Autor Josef Conrad beschrieb es im Buch 'Lord Jim' mit:

> Dem Traum folgen und nochmals dem Traum folgen und so bis zum Ende. - J. Conrad

Ein riesen Geschenk ... - danke.

(c) Jona Jakob, Aschaffenburg, 2019

Dienstag, 10. September 2019

Zum Wahlsonntag (01.09.2019)

Während wir uns hier wie drüben "aufregen", wie gewählt wurde oder wie zu wählen sei, beschäftigen wir uns mit den Ärmsten, den Flüchtlingen, weil wir nicht teilen mögen. Weder Geld, Arbeit, Hof noch Bräute oder Götter. Wir beschäftigen uns, um uns abzulenken mit Hass und Diffamierung, mit Rechtspopulismus und Untergangsszenarien. Und obendrein verbieten wir uns jede Einmischung von Außen, geht es doch um "Innerdeutsche Angelegenheiten, die niemanden etwas angehen würden."

Wenn man die Gewinne und Verluste von Parteien an Wahlsonntagen studiert und sie tagelang noch von der Presse nachkauen lässt, ist man so sehr "Marketingleiter", wie wenn man sein Wachstum am direkten Vergleich mit dem Mitbewerber anstellt. Man meint dann, man wäre der Stärkere, weil man 25% Marktanteil ausweist. Das ist aber die simple Blindheit der Idiotie, wenn dieser Anteil nicht per Relation am Marktwachstum und den Märkten an sich verglichen wird.

Während wir hier also aus Rechts- und Staatsgründen noch an einer vermeintlichen Verteilung der Macht herumstudieren, werden wir selbst durch etwas Größeres abgehängt. In den Zeiten der Dörferkriege hiessen diese Seuchen Pest und Cholera. Die rafften mehr Menschen hin, als es irgend eine Macht je hätte ausgestalten können.

Und jetzt ist das wieder so: Wir kümmern uns um Sachsen und Brandenburg, um die AfD. Wir tun so, als seien wir empört, engagiert, besorgt, weiß der Geier, was wir tun. Aber mit jeder Sekunde, welche sich nun mal die ganze Welt dreht, verlieren wir in relativen Prozenten unsere Position an die Digitalisierung. Egal, was für Prozente und Zuwächse eine Partei gestern und in vier Jahren ausschreibt, sie verliert in Relation zum Markt, den der ist nicht national.

Die Märkte, besonders die der Digitalisierung, sind wie vor 600 Jahren, den Seefahrerzeiten, dort, wo noch keine Gesetze dafür politisch erstellt sind. Und selbst wenn wir die Informatik teilweise gesetzlich zu strukturieren und zu kontrollieren versuchen - wir verlieren am  Tempo der Entwicklungen in diesem Bereich.

Was verlieren wir denn an die Digitalisierung? Es ist so: Sie sterben heute und in naher Zukunft nicht mehr per Tod. Keine Kugel zerfetzt Sie, kein Bombensplitter raubt Ihnen das Licht, nichts so ähnliches passiert Ihnen, wie Sie es bei den aktuellen Bildern zum Polenfeldzug als leibliche Erfahrung über Generationen noch nachspüren können.

Nein, Sie verlieren Ihr Leben an die Bank, die Krankenkassen, an Datensammler. Per Smartphone, Plastikgeld, Medizinische Daten, Mobilitätsinformationen, Konsum. Noch während Sie meinen, vorzüglich zu leben, entzieht Ihnen die Digitalisierung den Saft zum Leben dazu. Immer mehr werden Sie eingespurt, gelenkt, berechnet, genudget, im schmaler der Korridor, wie  und wo Sie noch an Ihren Sachen kommen.

Und wenn Sie dann eines Tages für das System der Digitalisierung, Herrschendes bei den DAX-Unternehmen und vielen anderen mehr - es herrscht das digitale System - ... wenn Sie dann eines Tages für dieses System
- zu alt
- zu ungebildet
- zu wenig aktuell
- ganz besonders zu wenig potentiell
- zu teuer
- oder sonst wie zur Last werden

... schließt es Sie aus. Sie brauchen bloß gekleidet zu sein, wie aus den 80ern, Sie sind weg vom Fenster. Und man muss es sich vor Augen nehmen: Die AfD hat gegen die Digitalisierung nicht die Bohne einer Chance. Infrastrukturwandel über die Gemeinden, Technologie von Bahn, Spitälern, Schulen, Öffentlichem Verkehr, Infrastruktur ... alles wird digitalisiert. Alles, restlos alles. Und es wird diese Digitalisierung sein, welche für Recht und Ordnung im Staate sorgen wird - nicht altbackene Parteien, die nicht über den Rand ihrer bescheidenen Frühstücksteller zu schauen vermögen. All die Rechthaberei stützt sich einzig auf alte Erfahrungen. Da wird juristisch geprahlt, wenn es ein "Erst'Urteil" zu einer Sache gibt, damit man eine Tendenz zu erkennen vermag, wohin sich die Sache in weiteren Urteilen entwickeln wird. Wir laufen täglich mit dem Kopf voller Rückwärtsgewandtheit.

Klar, das ist einfacher. Das ist greifbarer. Das lässt sich als konkret Geschehenes ausweisen und ist nun Fakt. Wie die Resultate gestern. Die neue Personalsoftware, die heute, Montag, in Ihrem Unternehmen ausgerollt wird, die wird gar nicht wahrgenommen. Ihre ersten "Opfer", nämlich Bewerbende 40-Plus, Menschen mit Geburtsjahren noch vor der Öffnung des Internets, fallen noch vor den Mauern der Stadt, kommen da also nicht mehr rein - und sind zwar nicht wirklich tot, also per Pfeil und Schwert getötet, aber durch Abhängen bzw. Ausschließen, ins Nichts verbannt. 

Wenn hinter der Software eine Super-Software analysiert und registriert, dass die Person X bei Firma Y vom System ausgeschlossen und abgehängt wurde, setzt sie die Person X als Failure in den Datenspeicher .... diese Figur insgesamt findet nie wieder mehr wo ein Stelle ... außer (vielleicht) in der Handarbeit, der schmutzigen.

Wir täten ein Gutes daran, uns in höchst eigener Angelegenheit und dann in der gesellschaftlichen Gemeinschaft, die vermutlich über das Demokratische hinaus sich neu definieren muss, damit zu beschäftigen, was mit uns in jenem Markt'WACHSTUMSBEREICH geschieht und vollzieht, der so viel mächtiger und weiträumiger wächst und sich entwickelt, als es jede törichte Altbackenheit irgendwie - nicht zu selten höchst ungeschickt - zu verhindern versucht und scheitert. In unserer nicht gebildeten Ahnung, in unserer zu wenig sich kümmernden Ahnung, ins unserer Ahnungslosigkeit neigen wir verzweifelt dazu, uns jenen zuzuwenden, die uns Bekanntes gereichen, die Zucht und die Ordnung der alten Tage. Für die Digitalisierung ist der Polenfeldzug keine 80 Jahre her und in noch möglicher Erinnerung - für die Digitalisierung existiert Polen oder Deutschland überhaupt nicht mehr. Die Digitalisierung fragt sich nur: Nachdem wir (als zeitlich rückwärts liegendem Fakt), die Nation China durch die Digitalisierung aufgelöst haben, im Wortsinn von 'disappear', wie kriegen wir das nun multipliziert, also auf weitere geografische Dimensionen kopiert.

Ich habe nichts gegen Sachsen oder Brandenburg - aber sorry Leute, das ist nicht die Sorge, die sich mir abzeichnet. Und ich kann auch nichts gegen die Digitalisierung machen - auch mich wird sie hinraffen, auf die eine oder andere Weise - ohne dass ich dabei wirklich verletzt oder verwundet werde oder gar gleich sterbe. Da ich aber nicht konsumsiechend in einem Paradox von "Positiv zu lebender Agonie" mein Dasein fristen möchte, so als ordentlich bepunkteter Zombie, richte ich mich viel mehr darauf ein, den Absprung zu wagen. Auch ein Lösen, aber nach Vorne. Nicht nach hinten abhängen lassen. Selber gestalten und schauen, dass man fortkommt.

Mein Vater sagte mir einst: "Man muss verdammt wach sein, um träumen zu können."

Jetzt können Sie sich darauf achten, welchen Entwicklungen Sie genau Ihre Aufmerksamkeit schenken möchten. Der Entwicklung wie z.B. der AfD ... oder was alles den Fortschritt in Deutschland verhindert. Sollte Ihr Internetanschluss miese sein, da wäre Grund für Aufstand und Empörung.

Eine gute Woche Ihnen.

(c) Jona Jakob, 2019, Aschaffenburg

www.jonajakob.com

Samstag, 27. Juli 2019

Mittagschlaf beim Hausarzt

Da die liebe Frau Jeanette Mensing eben ein Buch für das Wochenende im Wartezimmer beim Arztes empfahl, möchte ich von heute erzählen.

Ich war nämlich ebendies beim Arzt. Diesen habe ich ja im Verdacht, dass der mich einzig daher aufbietet, damit er für ein paar Minuten einen unterhaltsamen Gesprächspartner bei sich weiß.

Aber nochmal, der lässt mich auf 10:00 Uhr kommen. Um 10:10 Uhr spricht eine der netten Damen des Patientenmanagements "Herr Jakob, Sie können schon mal ins Besprechungszimmer eins." Wow, das ist seine persönliche Bude. Dunkelbraune Massivwand mit Rauchglasscheiben und eingelassenem Handwaschbecken aus moosgrünem Alabaster und Messingbeschlägen. Schwerer Schreibtisch mit distanzierendem Format, Lederstühle, Sofa, Deckenleuchte. Derrick forever, als er mir beim letzten Mal verrät, die Einrichtung schon vom Vorgänger übernommen zu haben. Aus Erfahrung und verzweifelten Hinweisen seitens der Ärzte weiß ich: Der Job muss einen massiven Anteil menschlicher Verlogenheit, Dämlichkeit und Gejammer mit sich bringen. Menschen am Laufband abzufertigen und sich das immer selbe Gejammer und Gestöhne anzuhören, dabei wäre man Akademiker. Der Zyniker damals in der Schweiz sagte mir beim ersten Termin: "Herr Jakob, noch etwas: Wenn Sie nur ein Zeugnis wollen, sagen Sie das gleich. Aber erzählen Sie mir keine Geschichten." Und so nun auch der Mediziner hier in DE, der wenig älter ist als ich und seine Zeit vermutlich fristet, wach, interessiert und sinnbildlich etwas mit Champus bekleckert, wenn er erst einmal eine meiner Antworten verdauen muss, auf all seine Beschwörungen. However ...

Jotter by JJ / Sony-Ericsson P800

Ich sitze also ab 10:10 Uhr in seinem Besprechungszimmer 'Derrick' und warte. Die letzten beide Male sass ich dann dort meine 30 Minuten, lieber hätte ich bei der BUNTE gewartet. Ich hasse es, eine Chance auf ein Wartezimmer in der Woche zu haben und dabei die BUNTE zu verpassen, egal wie alt schon. Wozu sonst gehe ich zum Frisör, Arzt, Autowaschanlage oder Termin bei der DEKRA - nur wegen der BUNTE.

Jetzt ist es so, um 11:00 Uhr habe ich täglich das Tief meiner Biokurve. Mir sackt der Kopf weg, ich höre nix mehr, ich will nur noch schlafen, Mittagsschlaf ist angesagt. Und den mache ich dann auch. In Derricks Salon, dem Besprechungszimmer Nr. 1 aus den 50er-Jahren meines Leibarztes. Ich bin mir nach dem zweiten Mal nun nur nicht sicher, ob er mich dort gütig schlafen lässt oder oder er ob das noch gar nicht mitbekommen hat, aber auch heute schlief ich dort, den Kopf im Nacken, meine 20 Minuten, bis ich wenige Minuten vor dem Guten aufwachte und Präsenz zeigen konnte.

Und klar, aus Gründen ist dann auch mein Blutdruck voll im guten Bereich, der Herr Doktor ist hochzufrieden.

Frieden ist vielleicht der Zauber an dem Moment, in dem die Zeit zu stehen geblieben scheint. Ungesund ist es bestimmt nicht.

Mit grossem Dank an meinen Lieblings-Doc und sein wunderbares Team.


(c) Jona Jakob - 2019, Aschaffenburg

Montag, 13. Mai 2019

Bevor andere ein Auge auftun ...

Ich stehe morgens leicht auf, bisweilen sehr früh. So habe ich dann viel Krimskrams an Arbeit erledigt, bis andere ein Auge auftun. Das ist kein Facebook-Karriereplan, das ist einfach mein Naturell - hier zeigt es sich von Vorteil. Gerne arbeite ich morgens mit warmem Licht.

Mir gegenüber geht die Sonne auf, zwischen Agatha-Kirche und Stadthaus. Im Frühsommer wirken die beblätterten Bäume wie gesunde Frische am Platz. Oft ist alles noch ruhig. Und ehrlich, für mich ist es ein kleines Glück, hat sich der neue Grieche so viel Mühe gegeben. Sein Haus strahlt in Framboise, das passt ins Bild. 



Ich höre dann Musik von 'Solar Fields' oder 'Stellardrone', unsere kleine Hündin kantappert übers Laminat bei mir vorbei *kantappakantappa* und legt sich dann wieder schlafen. Um 06:00 Uhr gibt es Latte ans Bett. Nun, heute ist Urlaub, ...

... aber da arbeite ich ja am liebsten.


Jona Jakob (c) 2019

Sonntag, 14. April 2019

Palmsonntag und die Altglascontainer - eine Orientierungssuche zum Christlichen

Anlass: In einer Bayrischen Stadt neben der Kirche wohnend. Dazwischen eine 8er-Station Leeglascontainer, die heute früh gerne genutzt würden, wäre da nicht ich, der Respekt verlangt.

Sonst so: Palmsonntag ist der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die in der evangelisch-lutherischen Kirche auch Stille Woche genannt wird.

Und auch gleich: Meine Eltern erzogen mich konfessionslos. Ich war also zu keiner Zeit meines Lebens bei einer Kirche dabei. Schulreligion, Schulbibel, christliche Festtage, christliche Erziehung wie alle anderen auch. Christliche Werte bis hin zum ehrbaren Kaufmann. Sonntag, Weihnachten, Ostern, Karwoche.

Ich glaube heute noch nicht an Gott. Nicht so, wie das andere Menschen tun und ich denen das abnehme ohne es bewerten zu müssen. Ich würde nie sagen, es gäbe keinen Gott. Ich mag vielmehr nur nicht glauben, aber das ist ein persönlicher Standpunkt, auf dass ich vor all dem Bestehenden und Zelebrierten, also dem Gelebten ohne Frage den erbetenen Respekt wahre.


Unser Zuhause und die Agatha-Kirche in Aschaffenburg.

Meine gesellschaftskritischen Eltern, Nonkonformisten damals:
- Lüge nicht.
- Stiehl nichts.
- Töte nicht.
- etc.

Also, da sind sie, die christlichen Werte. Und manch ein Bildnis aus der Bibel dient ganz automatisch als Metapher, als Vor'Bild, als Orientierung. Selbst in meinen Coachings erläutere ich, dass man den Gedanken, 'Ich bin ok' getrost für sich selber bzw. mit sich selber ausmachen sollte, ob man sich hierfür in der Kirche vors Jüngste Gericht, in die Beichte oder einfach vor etwas Höheres stellt und sich fragt: "Ist mein Handeln vertretbar? Bin ich ok?" - In den meisten Fällen würde wohl jeder für sich sagen: "Durchaus, Ja!"

Da ich am 11.09.2019 Geburtstag habe, wurde ich automatisch reingezogen in diesen Begriff vom 'Glaubenskrieg'. Die "Anderen", die riefen: "Tod den Ungläubigen". Vermutlich war u.a. ich damit gemeint.

Es ist also nun deren Identifikation geworden, sich als Gläubige auszugeben. Und es ist deren Provokation geworden, als wäre diese gegeben, zu behaupten, wir seien Ungläubige.

Eines muss ich den hiesigen Muslimen allesamt lassen: Wenn ich sie am Sonntag klar und deutlich um den Respekt für unseren Christlichen Feiertag bitte, ziehen sie sofort ab, wenn auch maulend, aber noch sind alle tatsächlich abgezogen, spätestens wenn ich sagen: "Ihr fordert doch auch Respekt für euren Glauben und eure Lebensart und die Feiertage. " Da hören die mittendrin auf, Flaschen sonntags in die Container zu schmeissen und gehen. Ich bedanke mich dann, so gut das noch geht.

Aber so kam ich zu meiner philosophischen Frage, die vielleicht mehrere Sichten als Antwort zu gebären vermag:

Habe ich denn kein christliches Selbstverständnis, auch wenn ich nicht (an Gott) glaube? 

Ich meine: DOCH! Ich lebe durch und durch christliche Gedanken, Regeln, Gesetze, Ordnungen, Feiertage, Geschichten, Bilder, Gebäude, etc. Ich kann als alter Europäer dem Christlichen gar nicht entgehen, auch meine nonkonformen Eltern schafften das nicht.

Ich brauche kein Kreuz, ich gehe nicht zur Kirche, ich bete nicht, ich beichte und büße nicht. Sündigen, bestimmt, sündigen tue ich - aber eben, ich finde mich dennoch ganz ok dabei, bleibt mein Handeln insgesamt ein Christliches - das des Miteinanders, wie man die Freiheit beschreiben mag, so dass es für alle Platz und Zeit und Leben hat.

Wir sind alle christlich, sind wir nicht wirklich dagegen oder anderen Glaubens. Wir sind auf diese Art und Weise sozialisiert. Und ich finde, im Getöse, im Rap und im Basching als "Ungläubiger" abgetan zu werden, ist nicht richtig. Sonst würde ich vielmehr mein ethisches Handeln verleugnen, in der Jugendsprache genannt: "... auf alles kacken ..". - doch das tut unsere Gesellschaft nicht. Die Gesellschaft, in der ich in der Schweiz wie in Deutschland in protestantischen wie katholischen Gegenden lebte, sie hat eine weitaus gemeinsame Wertewelt, eine Haltung, ein Vorleben dessen, was das Christliche ist. Und so mag die Behauptung, wir würden nicht glauben, keinen Boden für eine Berechtigung finden. Das nützt aber nichts, es den (in dieser Frage ungläubigen) Dschihadisten verklickern zu wollen, die einfach mal behaupten, moralischer zu sein, als wir. Ok, vielleicht moralischer, woran das immer gemessen werden soll. Aber gläubiger in unserer Haltung, an die wir gesellschaftlich glauben, ist da draußen mE niemand. Das sind wir gleichauf. Und für mich habe ich beim Ruf nach Respekt kein so schlechtes Gefühl, im Christlichen einen soliden Anteil meines Selbstverständnisses wiederzufinden, ob ich gegenüber der Kirche wohnend in Schlappen und Hometrainer die Jungs anpfeife um gleich wieder ins Bett zu kriechen, während wahre Kirchgänger heute mit Zweigen ihren Palmsonntag zelebrieren.

Vielleicht mag wer seine Sicht zur Sache legen, den Wunschzetteln gleich, die man in Osterfeuer wirft ;-)

Bin ich nun, weil ich nicht an einen Gott glaube, ein Ungläubiger? Oder bin ich eben doch ein Christ? 


Herzlich besinnt sich zur Karwoche - wenigstens ...
Jona Jakob, Aschaffenburg