Dienstag, 19. November 2013

Misty fog grey

>> Kannst du 'misty fog grey' noch ein bißchen definieren in Buntstiftfarben-Angaben? <<


"Hmmm...."

Weites Feld, alter Baumbestand, der Rahmen für ein Ölbild. Knappes nebelkaltes Licht. Kälte wie in diesen Tagen. Feuchte Schwaden dringen zu den Ärmeln und am Kragen rein. Sie trägt schon Stiefel, den Kragen oben und ein dickes Halstuch, als mir ein Hauch Sandelholz und Vanille anfliegt.

Es knirscht nur der Kies unter den Sohlen. Schweigend geht man nebeneinander her. Erste Begegnung, nach all den Briefen. Eigentlich ist es ein Nullpunkt, so beim ersten Mal. Das Gehen, es verhindert einen stockenden Atem. Der Puls bleibt unterm Wollenen versteckt. Beider Blicke vereint im sich verlierenden Grau des Nebels. Da hakt sie sich bei mir unterm Arm ein und schweigt weiter:

Misty Fog Grey.


Text von Jona Jakob, Jan 2009 - Copyright Jona Jakob ©

Sonntag, 10. November 2013

Drinnen in Hemd und Hose

Er war noch nicht ganz wach. Warum er wenig geschlafen hatte, war ihm nicht klar. Die unruhige Nacht hing in seinen Gliedern, ein Auge auf sah er zum Himmel rüber. Er wusste nicht, wie liegen, der Rücken und die Beine schmerzten und der Atem blieb flach.

Wer vor ihm rumtanzte, war seine kleine Hündin Phibi. Die schien wach, gewohnt, den Wochentag eine Stunde früher zu beginnen, was einen Spaziergang und 'Frühstück' bedeutete. Er staunte, was der Hund für eine innere Uhr hatte. Nun war sie fibbelig, für sie hätte längst alles losgehen müssen. Phibi war immer ein guter Grund aufzustehen.



Phibi / Bild: (c) bei Jona Jakob, privat


Er setzte sich auf, suchte nach frottierten Hotelschlappen und schlenderte zum Toilettengang. Danach zog er sich an, kein Duschen schon, die Kleider noch vom Vortag. Es war sonst niemand auf den Beinen, das Haus schlief. Es gab keinen Grund, was zu sagen oder sonst wie aufmerksam zu sein. Einzig Phibi hing ihm am Bein, wenn er seine Hosen hochzog. Hosen hochziehen bedeutete 'Weggehen' und da sie sich nicht sicher sein konnte, ob dann mit ihr oder ohne sie, machte sie auf sich aufmerksam. Hundegeschirr, Leine, Säckchen, manchmal schon den Spielball - aber heute nicht, dafür etwas Geld. Samstag, da ging er mit dem Hund zum Bäcker. 

Draussen war Wetter. Von einem Sturm zogen eindrucksvolle Wolken am Himmel. Die Luft war nicht zu kühl, der Wind hielt sich zurück. Herbstlaub von Bäumen, das war vorbei. Es fiel in den letzten Wochen, wurde schnell entsorgt. Schade um den Spass, gerade hier, wo er wohnte und Grund und Boden aus Sand bestanden. Das ergab ein trockeneres Bodenklima als sonst wo und so waren die Blätter gross, golden und dürr, so dass sie laubwarm rochen, herumwirbelten und beim Durchschreiten raschelten. Um den Hund zu ärgern, trat er mit dem Fuss ins Laub, was Phibi erschreckte und ihr ungeheuer blieb. Heute doch schien die Strasse gesittet. Spürbar vielmehr jene Nacktheit, die von den leeren Bäumen ausging. Das machte das Strassenbild schwarz-weiss und es traten die Häuser und Fenster hervor, dunkle Flächen auf weissem Hintergrund, trist und nackt wie Winter.

Damit machte der Bäcker vermutlich einen Teil seines Geldes. Sein Laden schien schon von weitem golden. Der leuchtete kräftig und einladend und so präsentierten sich seine Backwaren, die Brötchen, Gebäcke und Süssigkeiten. Morgendliches grüssen, dann kaufte er ein. Meist war es zu viel, was er sich nicht abklemmen konnte. Die Kleine hatte Stalldrang oder wusste, es würde Futter geben. Zur Wohnungstür rein, steuerte Phibi ihren Napf an. Heute musste sie warten. Das tat sie vorwurfsvoll. Er musste lachen.

Durch seine Wolljacke spürte er die Wärme des Zuhauses. Er fror selten, mochte diese morgentliche Frische des frühen Spaziergangs. Für ihn fühlte sich das wie eine kühlende Dusche an, wenn Wind sich durch die Kleider presste und sich auf die nachtwarme Haut legte. Eine Tasse Kaffee. Futter für den Hund. Danach beruhigte sich die Szene. Phibi legte sich hin. Draussen belud ein Nachbar seinen Wagen mit Fahrrädern, Frau und Kindern. Drinnen wusste er nicht genau, wozu er in Hemd und Hose dasass.


Text von Jona Jakob, September 2013 - Copyright Jona Jakob ©

Freitag, 4. Oktober 2013

Samstag und Werte vom Werten

Wären alte Zeiten, die Sachen hätten noch Knöpfe oder Regler. Aus richtigen Lautsprechern käme ganze Musik. Draussen wird es Herbst. Lenny Kravitz spielt 'Let love rule'. Bestimmt.

Ich meinte, das Leben würde leichter. Teils, teils. Wie mir scheint betrifft dies mehr das Formale, das Alltägliche. Doch was das Ausschweifen betrifft, die Schwärmerei, Sehnsüchte und kleine Formen von Taumel, die, so scheint es mir, sind mühsamer zu finden, kaum noch zu erleben, meist einsamer. Ich zünde mir eine Zigarre an. Einer meint, ich sei mir schon um den Krebs bewusst, den ich riskiere. Ein anderer fragt nach der Marke, möchte den Kenner geben, stört das Schweigen mit Geschwätz über Humidors, merkt darob nicht, dass er nervt wie der Gesundheitsapostel.

Letzthin war gut. Da traf ich mich mit einem zum Frühstück. Dem bin ich an 'nem Info-Abend begegnet und irgendwie passt es mit uns. Er bemerkte dort, dass die Sache mit der Wertschätzung auch mal ranzig werden könne. Das löste bei mir ein Lachen aus. Nun sassen wir beim Frühstück im Café Ernst und wussten nicht genau warum. - Gerne würde ich mit wem Jarrett hören, bis wir es nicht länger ertragen würden. Mit jemandem, der mitpfeifen kann, einem, der weiss, was wann einsetzt, wann es sich verliert und wo die feinen Momente sind, wo Jarretts Spiel mir die Hand aufs Herz legt.

Toll wäre ein Musikverkäufer, der mir im Geschäft zehn, fünfzehn CDs hinlegt, weil er meine Richtungen kennt, in die ich suche, reinhöre, geniesse, kaufe. Einer der weiss, wer mit wem im Studio stand und warum das seinen Einfluss hat. Und danach treffe ich mich beim Italiener - es ist Samstag. Mittags kann ich ein Glas ertragen, die Herbstsonne lädt gerade zu ein. Terrasse.

Es hat etwas unbeholfen Verlorenes, dass ich immer wieder dieselben Sachen möchte, die nicht sind. Man könnte meinen, ich käme nicht vom Fleck, wäre der immer selbe Langweiler. Dem würde ich zustimmen, würde ich meinen Faibles nachleben, machen, tun. Aber dem ist nicht. Erbärmlich. Ich putze die Küche, falte T-Shirts zusammen, streiche glatt, räume weg. Ordne - säuberlich.

Unterwegs bin ich mässig aktuell, mit Rollkoffer, Ticket, Geschäftigkeit und einem Kopfhörer. Ein Kopfhörer scheint besonders wichtig, um aktuell zu sein. Wegen all der farbenen mit grossen Hardplastikschalen habe ich mir so einen aus dem Sprachlabor gekauft, ohne Mikrofon, schaumstoffen, atmungsaktiv und Grau in Grau. Gegen den Trend hat er sehr wenig Geld gekostet. Damit hat er Chancen, später zerschnitten zu werden, damit ich an die Kabel Lautsprecher verdrahten kann. Weiss wer noch, als man Lautsprecher verdrahtete, um zu Sound oder mehr Sound zu kommen? Lautsprecher, diese Mannsinsignien, die jedem Wohndesign zuwiderlaufen, ausser man sei ein Don-Johnson-Lümmel und fände sie geil, symmetrisch gegenüber dem Jetbett. - Ich überlege mir, dass es ja nicht die alten Aufregungen sein müssten. Hat denn nicht jede Zeit Dinge, denen man mit Freunden verschworen nachgeht?

Bei Minusgraden draussen auf dem Töffli rumsitzen, bloss nicht nach Hause. Sonntags die Karre mit Surfbrettern bespannen, ob je gesurft wurde oder nicht. Hauptsache übertrieben und angeben. Mit dreissig war's dann witzig, ne Ami-Karre zu fahren, so dass man zu dritt vorne sitzen durfte, sich wo Drogen beschaffen und die nächste Goaparty anrollen. Heute sollen Fahrten auf der Weinstrasse oder mit dem Rheinschiff mich bespassen. Auch sollen mich Präventionen beschäftigen. Meinen Arsch durchleuchten, abnehmen, Zucker messen. Messen ist Gesetz, will weiss wer noch Werte ausgewiesen haben. Werte - sind das die neuen Werte?

Und nu? Einen Blogg schreiben? Whisky kellern? Scheiss sammeln? Einen Hund habe ich schon. Fliege tragen? Lederbatten auf den Ellbögen des Manchesterjackets? Dandytücher? Frisur wie Tennis-Borg? Bart?

Samstag. Was an Inhaltlichem bringe ich mit und wem?


Text von Jona Jakob, September 2013 - Copyright Jona Jakob ©

Montag, 3. Juni 2013

Namaste

Vor zehn Tagen fuhr ich im ICE von Zürich nach Frankfurt. Bis Mannheim war ich mit zwei älteren Damen im Gespräch, welche in Basel Kunst besuchten. Die eine Dame stieg in Karlsruhe aus, mit der zweiten gewann das Gespräch noch an Kontakt und Verständnis. 


In Mannheim, der Zug stand schon, verabschiedeten wir uns namenlos, doch die Dame, beinah schon sich abgewendet, rückte sie sich zurecht und stellte, wie zum asiatischen Gebet ,ihre freie Hand in gestreckt offener Haltung vor sich an die Brust und sprach mir dann, sich verbeugend, ein "Namaste" aus, eine Geste, die, wie mir in dem Moment schien, sie machen wollte, aber nicht immer und nicht für jeden, so unsicher war sie darin und doch willentlich nachdrücklich, um noch etwas mehr zu sagen, als das zuvor geäusserte "Danke, tschüss. Kommen Sie gut nach Hause.."



Jona Jakob, Juni 2013

Montag, 20. Mai 2013

... und einem von Zärtlichkeit verzauberten Herzen

Suche die Freiheit so heftig Du vermagst; aber Du wirst Dich nie befreien können von einer dumpfen Sehnsucht nach einer tiefen Liebe. Denn ohne Liebe ist diese Welt eine tote Welt. Und es wird immer Stunden geben, da Du der Gefängnisse der Arbeit und des Mutes müde bist und Dich nach dem Antlitz eines Menschen verlangt und einem von Zärtlichkeit verzauberten Herzen. 


Hans Willi Klaus Jakob / Bild: (c) bei Jona Jakob, privat

H. W. Klaus Jakob, 1980/81 ... mein Vater

Mittwoch, 15. Mai 2013

Ich möchte Menschen viel weiter über diese Brücke des Bestehens verführen

Weisst du, meine Liebe, mir ist es nicht mehr wichtig, dass sie ihre Potentiale in Stärken und Werken zu bündeln vermögen - unterdessen und mit den Jahren möchte ich Menschen viel weiter über diese Brücke des Bestehens verführen, dort hin, wo es ein wunderbares Gefühl ist, ein Taumeln und wohliges Sich-gehen-lassen, wenn Potentiale und Lücken Lücken bleiben, Nichtse, Leeren, Unsicherheiten, Bodenlosigkeit, Glatteis und Nichtortung ... dort ist es so erleichternd treibend, "samad", dort fliesst es und strengt nicht  weiter an. Dort ist Grösse, schier unmögliche Grösse ... 

Jona

Mittwoch, 8. Mai 2013

... höchste Form der Wertschätzung

"'Weg- oder fernbleiben' ist vielleicht die höchste Form von da-seiender Wertschätzung. 

Jona Jakob, Mai 2013

Montag, 6. Mai 2013

Park Schönbusch oder Schwärmerei fürs Geheimnis

Da mein kindlicher Berufswunsch 'Spion' war, träumte ich schon in sehr jungen Jahren von leeren Parkanlagen. Ich würde, da es November wäre, in einem grünen Lodenmantel und dem dazu passenden Lodenhut über gekieste Wege zum vereinbarten Treffpunkt schreiten und wortlos geheime Zeichen austauschen, auf das sich die Machtverhältnisse in dieser Welt verschöben. Das war damals mein Plan.


Jetzt muss man wissen, dass ich in Bern aufwuchs, Sohn zweier arbeitender Eltern, Mietwohnung, Schwarz-Weiss-Fernseher, kein Auto, also alles ganz normal, für die 70er-Jahre. Und obwohl ich doch oft reisen durfte, nach Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien, weiss ich bis heute nicht, woher ich die Idee des Klassizistischen, des Royalen, dem Grossbürgertum und sonst so Geschwulst her habe, gibt es solcherlei, auch historisch gesehen, in der Schweiz "nicht". Für mich lief man nicht oder ging, für mich schritt man. Mein Lieblingsmuster, ich war damals zehn Jahre alt: die französische Lilie, egal wie sich die Burbonen geschichtlich ins Licht rückten. Es durfte alles dunkelblau und tiefrot sein und gegen jeden Zeitgeist liebe und brauche ich heute noch gezierte Teppiche und keine platte Böden.

Diese Liebe blieb. Noch heute verpasse ich keine königliche Hochzeit, Geburt oder sonst solch Begebenheit. Und ich liebe die staatsmännische Geste, wo Kohl mit Miterand Hand in Hand stehen oder Willi Brandt in Warschau kniet. Selbst das ultimative Beordern der Royal Navy durch Margaret Thatcher, um die öden Felsen der Falklandinseln zurückzugewinnen, so dass auch am 'A...' der Welt die alte Ordnung wieder hergestellt sei, rief in mir jenes Gefühl wach, welches diffus und unerklärbar nach Zeug wie Ehre, Haltung, Einstehen und Klarheit rief. Was habe ich damals gedacht: "Versuch das mal in der Schweiz, mit ihrem 'Jääääähhh' und 'Ööööööhhh' und 'mir wöi lueeegä'." Ok, ich weiss, das ist alles juvenil missverstanden und verdreht.

Zurück zur Parkanlage. Wann immer ich dann nach Frankreich kam, Strasbourg, Gien, Nantes, Bourg, Dijon, Lyon, Montpellier oder wo sonst noch, ich liebte diese strengen Parkanlagen, für die sich niemand so richtig mehr interessierte und die für Touristen gepflegt wurden, die aber eigentlich zur Lust dienen sollten, zum Flanieren, Wandeln, Tagträumen und zum Geplänkel zwischen allerlei Geschlechtern. Für mich sind solche Parkanlagen und Rosengärten, Weiher und Auen Horte des Geistes, des Anmuts und der gelassenen Reflexion, die nicht unmittelbar nach Antworten sucht, da damit das Vergnügen des genüsslichen Müssigganges etwas an Würze verlöre.

Gestern, als mir Park Schöbusch bei Aschaffenburg gezeigt wurde http://de.wikipedia.org/wiki/Park_Sch%C3%B6nbusch , war in mir wieder alles erweckt. Wie in einem Leben vor meinem Leben geriet ich in einen anderen Schritt, der Rücken aufrecht, der Blick in der Ferne lieblicher Senken, Wiesen, Buschgruppen und Wäldchen, durch diese unsere Wege führten.

(Aus Quelle: 1) Der Park Schönbusch (auch Schöner Busch oder französisch Bois-Jolie) bei Aschaffenburg zählt zu den ältesten und größten im Stil des englischen Landschaftsgartens ausgeführten Parks Deutschlands. Er ist heute ein wichtiges Naherholungsgebiet.

Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal ließ ab 1775 in der Nähe seiner Nebenresidenz Aschaffenburg, in der er sich vorwiegend im Sommer aufhielt, einen Lustgarten anlegen. Ausgangspunkt dafür war das als Kurfürstliche Fasanerie und zur Jagd genutzte "Nilkheimer Wäldchen".

Ideengeber für die ältesten Gestaltungselemente war der kurmainzische Staats- und Konferenzminister Wilhelm Friedrich von Sickingen(1729–1818). Der Architekt und Ingenieur im Offiziersrang Emanuel Joseph von Herigoyen (1746–1817) begann ab 1775 damit, die Planungen umzusetzen. Die Vorstellungen orientierten sich ursprünglich am Ideal des jardin anglais-chinois; so entstanden unter anderem auch spannungsvolle Landschaftselemente wie die Kaskade und sogar dramatische Parkstaffagen wie die Teufelsbrücke.

Die landschaftsgärtnerische Umsetzung des damals auf dem Kontinent noch wenig bekannten englischen Stils wollte anfangs allerdings nicht so recht gelingen. 1783 wurde schließlich der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell mit der Parkgestaltung beauftragt. Vor allem von Sckell hat den Grund gelegt für die über 200-jährige Entwicklung, als deren Ergebnis das heutige Erscheinungsbild des Parks zu betrachten ist. Die Parkanlage wurde von Beginn an als Volksgarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vom Übergang des überwiegenden Teils des alten Mainzer Oberstiftes an die Krone Bayern, 1814, gehörte der Schöne Busch bis zum Ende der Monarchie, 1918, zu den königlichen Hofgärten. Heute wird er von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen verwaltet. (1: Wiki)

Egal, ich hätte gerne meine gerüschten Kniesocken gestrafft und die Perücke gezupft, noch etwas die weissen Handschuhe ausgeklopft und wäre dann, 'in flagranti' unterwegs, dem Duft einer Holden gefolgt, begleitet von Schmetterlingen und Zwitschervögel, auf das ihr Odeur aus dem Hause Guerlin seinem Namen alle Ehre machen würde. Ein Ruderboot, ein Stelldichein, ein Sonnenschirm für Madame, und mein Geflöte aus Büchern, Versen oder sonst Weltlichem. 

In mir vermisst es dieses Gehobene und Gestellte, im Sommer Leuchtende und des Herbstes nebliges Heim. Der Park. Ich möchte hier denken und etwas schreiben. Hier zieht es mich an, das Gepflegte und Grosszügige. Hier danke ich heute jedem Visionär, mir vor 200 Jahren die Zukunft gelegt zu haben. Denn da, in der Verschlungenheit von Wiesen und Schatten, Brücken und Bächen, zwischen Türmchen und Irrgarten und der Natur Färbungen, da lässt es sich in aller höchstem Genuss von Gepflogenheit ein Geheimnis bewahren, ein Stillschweigen, ein unausgesprochenes Verstehen, den 'Jardin des Bagatelles', dessen Kuss kein Wort vorauseilt.

Ich bin wieder hilflos ergeben ... - und das gestern.


Text von Jona Jakob, Mai 2013 - Copyright Jona Jakob © ... mit Ausnahme des Wiki-Teils.

Donnerstag, 25. April 2013

Internet-Provider oder Hohle-Gasse-Geschäftsmodelle

Es geht mir nicht darum, irgendwie stolz auf etwas Selbsterkenntnis zu sein oder zu betonen, dass es mir gut tut, Internet, Mail und Mobile wieder als reine 'Werkzeuge' bewusst machen zu können, womit ich meine, meine Lust am Tummeln im Internet unabhängiger wird. 

Vielmehr will ich schreiben, dass ich bei meinen letzten beiden Umzügen beinahe meine Bücher weggeben hätte, da ein Kindle alles regeln würde. Doch ich habe sie behalten. 

Ich wollte auch schon alle ca. 500 CDs an einen Re-Buyer schicken, nicht nur des Geldes wegen oder weil der Keller etwas leerer wäre, sondern weil die mir wichtige Musik auch im Notebook erhältlich ist, ob gebrannt oder als Stream. Doch NEIN, ich behalte die Dinger, nicht zuletzt zu erwähnen, dass ich auch ca. 300 Vinyl-Langspielplatten trocken und sicher aufbewahre. Meine Stereo-Anlage ist weniger 'commercial' than 'high end', ich weiss also noch, wie es eigentlich klingen müsste.

Meine Kontakte und Verknüpfungen habe ich nach fünf Jahren XING so herzlich beisammen, dass ich mit denen längst in realem Kontakt stehe. Virtuelle, gesammelte oder gekaufte "Friends" habe ich nicht. Und nicht zuletzt bin ich mit mir wichtigen Kontakten im Internet gar nicht mehr verknüpft, die Bande hält über alles hinaus auch 'ohne'.

Noch vor kurzer Zeit wolltet ihr mich dazu verführen, mir leichte mobile Internetgeräte zu kaufen, die weder Programme noch Software benötigen würden, da ja alles aus dem Internet bezogen werden könne, just-in-time. Doch nein, ich habe noch ein solides Notebook, das wie ein Computer vollständig funktioniert, mit Laufwerk und Software, die auch hier im Regal aktuell und unabhängig steht, legal erstanden und mir.

Meine Bilder und Daten in eine Cloud hochladen? Bestimmt nicht, never! Es sei irgendwie sinnvoll, meine Datenmengen fremdbestimmt einzulagern, weil ich sie dann auf mehreren Geräten aktualisiert nutzen könnte? Schwachsinn. Vielmehr mache ich mich zum abhängigen Trottel von Filtern, Überwachungen, hohlen Gassen und Geldmaschinen. Bin ich da je davon abhängig, wird es eines Tages kosten.

Ich besitze bewusst kein Smartphone, weil mir das mein Notebook liefert, was ich brauche. Den Rest an Lebensmut bewältige ich mit all den Erfahrungen, den erfolgreichen aber auch den scheiternden, dich ich eh gemacht habe - und was soll ich sagen: gegen sieben Jahre Pfadfindertum, windlosem Segeln auf dem Zürichsee und ein paar 100-Km-Läufe kommt ihr mir mit Google, Navi, Wiki etc. nicht so weit an, als dass ich vor lauter Abhängigkeit mich nicht durchzuschlagen wüsste. Ich habe Koch gelernt, vermag freundlich und aufrecht "Guten Tag" zu sagen oder nach dem Weg zu fragen und kann Schreiben - das genügt vollauf.

Schreiben ... ich besitze noch ein eigenes WORD oder einfach gesagt OFFICE-Paket. Ich muss nicht auf Cloud-Software vertrauen, ob für meine Schriftdokumente oder deren Versand. Glaubt mir, vor wenigen Tagen habe ich meine diversen Briefpapiere, Umschläge und Karten bis hin zu Postmarken hier feinsäuberlich geordnet. Die liegen also ganz konkret vor. Ich kann mit denen bestens.

Wessen Geschäftsaktivitäten ich nur noch mit einer Facebookmitgliedschaft wahrnehmen kann, der muss auf mich als Kunden, Liker oder Friend verzichten. Ich habe Geld, eine Bahn, ein Telefon und Lebenszeit, mich ganz real zu orientieren.

Und so möchte ich wenigsten mir selber bewusst machen, dass es ein Hohn sein muss, mich vor wenig Zeit über alle Daten (Dokumente, Fotos, Videos, Musik) ins Internet und Clouds zu verführen, mir das Internet per App und Fremdsoftware als "leichter, schneller, geiler" zu verklickern ... und nun die Datenmengen so zu regulieren, dass ich spürbar abhängig am Tropf hängen soll.

Nö. Ich werde wegen euch nicht durch diese hohle Gasse kommen müssen. Für den Bedarf kein Angebot zu haben, ist diesmal nicht meine Schwäche, sondern eure. Ich werde genüsslich mal in eines der Bücher gucken, eine LP auflegend.

Cheers.

Jona Jakob


Text von Jona Jakob, März 2013 - Copyright Jona Jakob ©

Montag, 22. April 2013

Dich oder die anderen.

Spürst du nicht dich selbst, spürst du nur die anderen. 

Jona Jakob, April 2013

Wenn es sich selber zeigt.

Je älter ich werde, desto mehr geniesse ich jenes Gefühl, wenn ich etwas nicht verstehe. Früher wollte ich etwas Unerklärbares dringend checken, erahnen, forschen, eintüten, bewerten. Heute wird das immer seltener - ich warte ohne Verstehen einfach ab und lasse diesen Platz frei. Aufs'mal zeigt es sich mir, wie es ist, wiegt, steht und wo es hingehört. Es hat sich dann selber gezeigt. 

Jona Jakob, April 2013

Sonntag, 31. März 2013

Wie der Herr mir eine Aufgabe ermöglichte


Obwohl seit Geburt konfessionslos, das existenzialistisch erzogen, war ich viel später eine Weile verheiratet. So kam es, dass ich durch meine damalige Frau in die protestantische Kirche in Zürich Wiedikon, Kreis 3, kam. Da ich die Pfarrersfamilie und viele Nachbarn aus der Kirchgemeinde sehr gut mochte und ich eine Chance sah, einen Beitrag leisten zu können, organisierte ich mehrere Jahre das Osternachtfeuer. 



Der Anlass begann in der Dunkelheit des frühen Ostermorgens in verdunkelter Kirche. Orgel und Bläser spielten im Turm, so dass das Viertel beschallt wurde. Dann reichten wenige Kerzen, die grosse Gesellschaft im Schiff zu vereinen. Alles, was die Liturgie betraf, war für mich tabu. Hier kümmerte sich mein Freund Conrad Zwicky, Organist, für die Realisierung. Ich sorgte, Bereich 'Gastro', fürs Programm, die Koordination und last but not least für ein Frühstück, welches in den Jahren darauf den Zulauf an Teilnehmenden stets erhöhte. 

Das Tolle und zu tiefst Eindrückliche an dem Anlass aber war, dass im Verlauf der Liturgie, die sich mit dem 'Hoffen auf die Auferstehung Jesus'' befasst, der Tag anbrach, so dass es in der Kirche ansatzweise hell und draussen beim Feuer noch heller wurde. Das Erhellen linderte die Anstrengung für die Augen und gab einem so etwas wie Sicherheit zurück. Diese Verbindung von Gedanken an ein heilvolles Auferstehen und das Erscheinen des Tages blieb eindrücklich und von starker Kraft zurück. 

Damals rief es sich: Kyrie eleison - Herr, erbarme dich. 

Dieses Jahr nutze ich Ostern, um die Tage verstreichen zu lassen, ebenfalls eine Art Akt, Dinge vergehen zu lassen, damit neue sich hervortun. 

Besinnungsvolle Ostergrüsse.


Text von Jona Jakob, März 2013 - Copyright Jona Jakob ©

Dienstag, 5. März 2013

Das Dumme an meiner Empathie

"Das Dumme an meiner Empathie ist, dass ich dir ganz und gar nachfühlen kann, aber das Problem nicht mag."


Jona Jakob, März 2013

Sonntag, 27. Januar 2013

Affig

Noch dümmer als eine Winterdepression ist es, solcherart ausgebildet und entwickelt zu sein, sich davor bewahren zu können, die Anzeichen erkennend und Gegenmassnahmen ergreifend. Man sitzt dann genau da in der Falle, zwischen Lichtkur und Vitaminpräparaten, Missbräuchen von Hundespaziergängen und einer Art dämlichen Stolzes, noch nicht zur Flasche gegriffen zu haben. Man wehrt sich gegen Süsswarenverzehr und beschneidet sich die Fersehstunden. Man tut so, als würde man lesen. Bei allen möglichen Abschweifungen ist der Haushalt gemacht, nichts ist mehr zu tun, die Aussentemperatur liegt im Minus, so dass man sich auf dem Strasseneis keinen Hüftbruch holen möchte. Man schaut "gut" zu sich, als wäre es Leben, wenn man sich vor ihm zu bewahren vermag.

Bild: (c) bei Jona Jakob, privat. Selfie.

Der Absturz ist gesellschaftlich nicht drin. Die Kunden würden sowas krumm nehmen. Sie kommen, um sich wieder ins Leben stellen zu können und nun schliddert der honorierte Begleiter in seelische Schieflage? Das geht nicht. Dabei kann niemand im Winter fliehen. Die Tage sind düster, die Kälte macht alles schwer. Allein dieses ewige An- und Ausziehen. Rein in die Kleider, raus aus den Kleidern. Schuhwerk zum Wandern, Nässe und beschlagene Brillengläser. Es friert einem latent und der Körper ist angehalten, genügend Energie zu produzieren, ob morgens auf dem Arbeitsweg oder abends im Wohnzimmer. Draussen scheint kein Sonnenstrahl, draussen herrscht ein Grau. Nordwind lässt einem das Gesicht erstarren. Bei Minusgraden mag man nicht einmal etwas Tabak rauchen. So ist es erneut kurz nach neun Uhr morgens, nichts ist zu tun, der Himmel bietet keine Fluchtmöglichkeit, die Jahreszeit auch nicht. Und so erhalte ich mich nah dran am Absturz in einer Form, die dem depressiven Gefangensein nicht viel unähnlicher scheint und halte mich, nicht minder peinlich, vor der Scham, die Haltung zu verlieren. Wie lächerlich. Vielleicht sollte ich einen Strauss Tulpen kaufen.


Text von Jona Jakob, Januar 2013 - Copyright Jona Jakob ©

Künstlerpaare

Es geht dabei aber nicht wirklich um so etwas wie Liebe, die wir allzugerne allem anbatschen, was harmonisch, zweisam oder miteinander wirkt. Es geht dabei vielmehr um SPIRIT. Man ist vom selben Geist getragen, nährt sich daran, quillt hervor, saugt ab, ergänzt. Man geht von einer Geburt zur anderen. Gleichzu verwirft man, zerstört, findet es Unsinn und Nichts und malt bereits das Neue, das noch genauer Gedachte. 

Gemeinsamer Spirit ist eine Art Verbündung - und bloss weil dann mal ein Mann und eine Frau so verbündet sind, ist es nicht um jeden Preis gleich eine Liebe. Hass und Kampf beziehen in selber Intensität und auch Paare zweier Männer oder Frauen ergaben Künstlerpaare, weil nur dieses andere Wesen zählte, egal sein Geschlecht. 

Die 2er-Kiste
- ermöglicht den Dialog, vom Einverständnis bis hin zum fatalen Vernichtungsstreit
- ermöglicht den Kreisschluss gegen alle anderen, die einem anfeinden
- ermöglicht die gegenseitige Bestätigung, so dass man sonst niemanden braucht
- schützt vor jeder Scham, Armut, Geldnot und illegalem Ge- und Verbrauch
- bewahrt Geheimnisse
- und zum Schluss tötet sie sich gegenseitig als Gang in den Tod, als Mit'Gift.

Das Zweisame ist ein horrendes Mehr an Werk, an Arbeit, an Leistung und Bewegtem.

Oft ist die Kraft so enorm, dass man ohne den anderen nicht könnte. Aber genau das ist nicht Liebe. Das ist in seiner Fatalität so viel mehr, ist Tanz auf dem Vulkan, ist Auf- und Niedergang und viel Abhängigkeit, die man nicht missen möchte.

Es ist so einfach, alleine zu leben.  
Es ist so fatal, sich jemanden auszusuchen, mit dem man ringt.


Text von Jona Jakob, Januar 2013 - Copyright Jona Jakob ©


Renate Milena Findeis, Prag, schrieb mir dazu: 

Dem Ringen mit mir selber - kann ich entgehen, indem ich mir einen Sparring Partner suche, der das gewünschte Echo, das ich nicht produzieren kann, hervorruft. 
Wenn die Erwartungen ausgeblendet werden, die Ideale nicht mehr das bestimmende Element sind, entsteht Platz für Lebendigkeit.

Schreib-Blog von Milena Findeis: www.zeitzug.com  

... danke Milena.