Montag, 20. Mai 2013

... und einem von Zärtlichkeit verzauberten Herzen

Suche die Freiheit so heftig Du vermagst; aber Du wirst Dich nie befreien können von einer dumpfen Sehnsucht nach einer tiefen Liebe. Denn ohne Liebe ist diese Welt eine tote Welt. Und es wird immer Stunden geben, da Du der Gefängnisse der Arbeit und des Mutes müde bist und Dich nach dem Antlitz eines Menschen verlangt und einem von Zärtlichkeit verzauberten Herzen. 


Hans Willi Klaus Jakob / Bild: (c) bei Jona Jakob, privat

H. W. Klaus Jakob, 1980/81 ... mein Vater

Mittwoch, 15. Mai 2013

Ich möchte Menschen viel weiter über diese Brücke des Bestehens verführen

Weisst du, meine Liebe, mir ist es nicht mehr wichtig, dass sie ihre Potentiale in Stärken und Werken zu bündeln vermögen - unterdessen und mit den Jahren möchte ich Menschen viel weiter über diese Brücke des Bestehens verführen, dort hin, wo es ein wunderbares Gefühl ist, ein Taumeln und wohliges Sich-gehen-lassen, wenn Potentiale und Lücken Lücken bleiben, Nichtse, Leeren, Unsicherheiten, Bodenlosigkeit, Glatteis und Nichtortung ... dort ist es so erleichternd treibend, "samad", dort fliesst es und strengt nicht  weiter an. Dort ist Grösse, schier unmögliche Grösse ... 

Jona

Mittwoch, 8. Mai 2013

... höchste Form der Wertschätzung

"'Weg- oder fernbleiben' ist vielleicht die höchste Form von da-seiender Wertschätzung. 

Jona Jakob, Mai 2013

Montag, 6. Mai 2013

Park Schönbusch oder Schwärmerei fürs Geheimnis

Da mein kindlicher Berufswunsch 'Spion' war, träumte ich schon in sehr jungen Jahren von leeren Parkanlagen. Ich würde, da es November wäre, in einem grünen Lodenmantel und dem dazu passenden Lodenhut über gekieste Wege zum vereinbarten Treffpunkt schreiten und wortlos geheime Zeichen austauschen, auf das sich die Machtverhältnisse in dieser Welt verschöben. Das war damals mein Plan.


Jetzt muss man wissen, dass ich in Bern aufwuchs, Sohn zweier arbeitender Eltern, Mietwohnung, Schwarz-Weiss-Fernseher, kein Auto, also alles ganz normal, für die 70er-Jahre. Und obwohl ich doch oft reisen durfte, nach Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien, weiss ich bis heute nicht, woher ich die Idee des Klassizistischen, des Royalen, dem Grossbürgertum und sonst so Geschwulst her habe, gibt es solcherlei, auch historisch gesehen, in der Schweiz "nicht". Für mich lief man nicht oder ging, für mich schritt man. Mein Lieblingsmuster, ich war damals zehn Jahre alt: die französische Lilie, egal wie sich die Burbonen geschichtlich ins Licht rückten. Es durfte alles dunkelblau und tiefrot sein und gegen jeden Zeitgeist liebe und brauche ich heute noch gezierte Teppiche und keine platte Böden.

Diese Liebe blieb. Noch heute verpasse ich keine königliche Hochzeit, Geburt oder sonst solch Begebenheit. Und ich liebe die staatsmännische Geste, wo Kohl mit Miterand Hand in Hand stehen oder Willi Brandt in Warschau kniet. Selbst das ultimative Beordern der Royal Navy durch Margaret Thatcher, um die öden Felsen der Falklandinseln zurückzugewinnen, so dass auch am 'A...' der Welt die alte Ordnung wieder hergestellt sei, rief in mir jenes Gefühl wach, welches diffus und unerklärbar nach Zeug wie Ehre, Haltung, Einstehen und Klarheit rief. Was habe ich damals gedacht: "Versuch das mal in der Schweiz, mit ihrem 'Jääääähhh' und 'Ööööööhhh' und 'mir wöi lueeegä'." Ok, ich weiss, das ist alles juvenil missverstanden und verdreht.

Zurück zur Parkanlage. Wann immer ich dann nach Frankreich kam, Strasbourg, Gien, Nantes, Bourg, Dijon, Lyon, Montpellier oder wo sonst noch, ich liebte diese strengen Parkanlagen, für die sich niemand so richtig mehr interessierte und die für Touristen gepflegt wurden, die aber eigentlich zur Lust dienen sollten, zum Flanieren, Wandeln, Tagträumen und zum Geplänkel zwischen allerlei Geschlechtern. Für mich sind solche Parkanlagen und Rosengärten, Weiher und Auen Horte des Geistes, des Anmuts und der gelassenen Reflexion, die nicht unmittelbar nach Antworten sucht, da damit das Vergnügen des genüsslichen Müssigganges etwas an Würze verlöre.

Gestern, als mir Park Schöbusch bei Aschaffenburg gezeigt wurde http://de.wikipedia.org/wiki/Park_Sch%C3%B6nbusch , war in mir wieder alles erweckt. Wie in einem Leben vor meinem Leben geriet ich in einen anderen Schritt, der Rücken aufrecht, der Blick in der Ferne lieblicher Senken, Wiesen, Buschgruppen und Wäldchen, durch diese unsere Wege führten.

(Aus Quelle: 1) Der Park Schönbusch (auch Schöner Busch oder französisch Bois-Jolie) bei Aschaffenburg zählt zu den ältesten und größten im Stil des englischen Landschaftsgartens ausgeführten Parks Deutschlands. Er ist heute ein wichtiges Naherholungsgebiet.

Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal ließ ab 1775 in der Nähe seiner Nebenresidenz Aschaffenburg, in der er sich vorwiegend im Sommer aufhielt, einen Lustgarten anlegen. Ausgangspunkt dafür war das als Kurfürstliche Fasanerie und zur Jagd genutzte "Nilkheimer Wäldchen".

Ideengeber für die ältesten Gestaltungselemente war der kurmainzische Staats- und Konferenzminister Wilhelm Friedrich von Sickingen(1729–1818). Der Architekt und Ingenieur im Offiziersrang Emanuel Joseph von Herigoyen (1746–1817) begann ab 1775 damit, die Planungen umzusetzen. Die Vorstellungen orientierten sich ursprünglich am Ideal des jardin anglais-chinois; so entstanden unter anderem auch spannungsvolle Landschaftselemente wie die Kaskade und sogar dramatische Parkstaffagen wie die Teufelsbrücke.

Die landschaftsgärtnerische Umsetzung des damals auf dem Kontinent noch wenig bekannten englischen Stils wollte anfangs allerdings nicht so recht gelingen. 1783 wurde schließlich der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell mit der Parkgestaltung beauftragt. Vor allem von Sckell hat den Grund gelegt für die über 200-jährige Entwicklung, als deren Ergebnis das heutige Erscheinungsbild des Parks zu betrachten ist. Die Parkanlage wurde von Beginn an als Volksgarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vom Übergang des überwiegenden Teils des alten Mainzer Oberstiftes an die Krone Bayern, 1814, gehörte der Schöne Busch bis zum Ende der Monarchie, 1918, zu den königlichen Hofgärten. Heute wird er von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen verwaltet. (1: Wiki)

Egal, ich hätte gerne meine gerüschten Kniesocken gestrafft und die Perücke gezupft, noch etwas die weissen Handschuhe ausgeklopft und wäre dann, 'in flagranti' unterwegs, dem Duft einer Holden gefolgt, begleitet von Schmetterlingen und Zwitschervögel, auf das ihr Odeur aus dem Hause Guerlin seinem Namen alle Ehre machen würde. Ein Ruderboot, ein Stelldichein, ein Sonnenschirm für Madame, und mein Geflöte aus Büchern, Versen oder sonst Weltlichem. 

In mir vermisst es dieses Gehobene und Gestellte, im Sommer Leuchtende und des Herbstes nebliges Heim. Der Park. Ich möchte hier denken und etwas schreiben. Hier zieht es mich an, das Gepflegte und Grosszügige. Hier danke ich heute jedem Visionär, mir vor 200 Jahren die Zukunft gelegt zu haben. Denn da, in der Verschlungenheit von Wiesen und Schatten, Brücken und Bächen, zwischen Türmchen und Irrgarten und der Natur Färbungen, da lässt es sich in aller höchstem Genuss von Gepflogenheit ein Geheimnis bewahren, ein Stillschweigen, ein unausgesprochenes Verstehen, den 'Jardin des Bagatelles', dessen Kuss kein Wort vorauseilt.

Ich bin wieder hilflos ergeben ... - und das gestern.


Text von Jona Jakob, Mai 2013 - Copyright Jona Jakob © ... mit Ausnahme des Wiki-Teils.