Dienstag, 19. November 2013

Misty fog grey

>> Kannst du 'misty fog grey' noch ein bißchen definieren in Buntstiftfarben-Angaben? <<


"Hmmm...."

Weites Feld, alter Baumbestand, der Rahmen für ein Ölbild. Knappes nebelkaltes Licht. Kälte wie in diesen Tagen. Feuchte Schwaden dringen zu den Ärmeln und am Kragen rein. Sie trägt schon Stiefel, den Kragen oben und ein dickes Halstuch, als mir ein Hauch Sandelholz und Vanille anfliegt.

Es knirscht nur der Kies unter den Sohlen. Schweigend geht man nebeneinander her. Erste Begegnung, nach all den Briefen. Eigentlich ist es ein Nullpunkt, so beim ersten Mal. Das Gehen, es verhindert einen stockenden Atem. Der Puls bleibt unterm Wollenen versteckt. Beider Blicke vereint im sich verlierenden Grau des Nebels. Da hakt sie sich bei mir unterm Arm ein und schweigt weiter:

Misty Fog Grey.


Text von Jona Jakob, Jan 2009 - Copyright Jona Jakob ©

Sonntag, 10. November 2013

Drinnen in Hemd und Hose

Er war noch nicht ganz wach. Warum er wenig geschlafen hatte, war ihm nicht klar. Die unruhige Nacht hing in seinen Gliedern, ein Auge auf sah er zum Himmel rüber. Er wusste nicht, wie liegen, der Rücken und die Beine schmerzten und der Atem blieb flach.

Wer vor ihm rumtanzte, war seine kleine Hündin Phibi. Die schien wach, gewohnt, den Wochentag eine Stunde früher zu beginnen, was einen Spaziergang und 'Frühstück' bedeutete. Er staunte, was der Hund für eine innere Uhr hatte. Nun war sie fibbelig, für sie hätte längst alles losgehen müssen. Phibi war immer ein guter Grund aufzustehen.



Phibi / Bild: (c) bei Jona Jakob, privat


Er setzte sich auf, suchte nach frottierten Hotelschlappen und schlenderte zum Toilettengang. Danach zog er sich an, kein Duschen schon, die Kleider noch vom Vortag. Es war sonst niemand auf den Beinen, das Haus schlief. Es gab keinen Grund, was zu sagen oder sonst wie aufmerksam zu sein. Einzig Phibi hing ihm am Bein, wenn er seine Hosen hochzog. Hosen hochziehen bedeutete 'Weggehen' und da sie sich nicht sicher sein konnte, ob dann mit ihr oder ohne sie, machte sie auf sich aufmerksam. Hundegeschirr, Leine, Säckchen, manchmal schon den Spielball - aber heute nicht, dafür etwas Geld. Samstag, da ging er mit dem Hund zum Bäcker. 

Draussen war Wetter. Von einem Sturm zogen eindrucksvolle Wolken am Himmel. Die Luft war nicht zu kühl, der Wind hielt sich zurück. Herbstlaub von Bäumen, das war vorbei. Es fiel in den letzten Wochen, wurde schnell entsorgt. Schade um den Spass, gerade hier, wo er wohnte und Grund und Boden aus Sand bestanden. Das ergab ein trockeneres Bodenklima als sonst wo und so waren die Blätter gross, golden und dürr, so dass sie laubwarm rochen, herumwirbelten und beim Durchschreiten raschelten. Um den Hund zu ärgern, trat er mit dem Fuss ins Laub, was Phibi erschreckte und ihr ungeheuer blieb. Heute doch schien die Strasse gesittet. Spürbar vielmehr jene Nacktheit, die von den leeren Bäumen ausging. Das machte das Strassenbild schwarz-weiss und es traten die Häuser und Fenster hervor, dunkle Flächen auf weissem Hintergrund, trist und nackt wie Winter.

Damit machte der Bäcker vermutlich einen Teil seines Geldes. Sein Laden schien schon von weitem golden. Der leuchtete kräftig und einladend und so präsentierten sich seine Backwaren, die Brötchen, Gebäcke und Süssigkeiten. Morgendliches grüssen, dann kaufte er ein. Meist war es zu viel, was er sich nicht abklemmen konnte. Die Kleine hatte Stalldrang oder wusste, es würde Futter geben. Zur Wohnungstür rein, steuerte Phibi ihren Napf an. Heute musste sie warten. Das tat sie vorwurfsvoll. Er musste lachen.

Durch seine Wolljacke spürte er die Wärme des Zuhauses. Er fror selten, mochte diese morgentliche Frische des frühen Spaziergangs. Für ihn fühlte sich das wie eine kühlende Dusche an, wenn Wind sich durch die Kleider presste und sich auf die nachtwarme Haut legte. Eine Tasse Kaffee. Futter für den Hund. Danach beruhigte sich die Szene. Phibi legte sich hin. Draussen belud ein Nachbar seinen Wagen mit Fahrrädern, Frau und Kindern. Drinnen wusste er nicht genau, wozu er in Hemd und Hose dasass.


Text von Jona Jakob, September 2013 - Copyright Jona Jakob ©