Samstag, 19. Mai 2018

Limbachs Strich

Limbach hatte sich in Bern in einen jener Züge gesetzt, die über Basel hinaus direkt nach Deutschland fuhren. Mit seinem Umzug von Frankfurt nach Aschaffenburg musste er seit neuestem weiter nach Hanau fahren, um dort Richtung Würzburg umzusteigen. Er stieg erst einmal in Basel am Bahnsteig aus, wo er über fünfzehn Minuten Wartezeit hatte. Als er nach einem Getränkekauf seinen Wagen wieder betreten wollte, begegneten sich vier eher lässige Leute noch vor der Wagentüre für ein herzliches Wiedersehen. Limbach stieg in den noch sehr leeren Wagen ein.
Später setzte sich einer von den Leuten vom Bahnsteig gegenüber an den anderen Tisch. Der Mann hatte krauses Haar, eine lässige Brille, war von schmaler Statur und hatte neben seinem Gepäck auch ein Instrument zu versorgen. Limbach ordnete dem Kasten einer Violine oder Bratsche zu. Man nickte sich freundlich zu.

Sonntag, 6. Mai 2018

"Durch diese hohle Gasse ..." - das werde mehr und mehr ich.

Ich bin ein intensiver Nutzer des Internets. Und ich  bin nicht nur Konsument, nein, ich bin zu massgeblichen Anteilen, vermutlich den grösseren, Produzent fürs Internet: Ich surfe kaum - aber ich lade hoch, schreibe, poste, habe Webseiten, Blogs, Accounts, Beiträge, Kommentare etc.

Natürlich bin ich auch Konsument. Zum Beispiel von Presseprodukten wie Bild, FAZ, NZZ, Spiegel, Tagesanzeiger, etc., von Youtube, Facebook, Google+, etc. etc. - ich lese Blogs, Websites, Beraterblogs, PDFs, etc.

Online verfüge ich über Bankkonten und diverse Logins.

Und jetzt stoße ich mehr und mehr an meine Limite.

Wer zuvor im Internet alles dachte, ich sollte hier lang und da lang, mich hier anmelden und dort einlogge, da meine Angaben mitteilen und diesen Klick-Way abfolgen, der überfordert seit geraumer Zeit meine Kapazitäten. All die "hohlen Gassen, durch die ich kommen sollte" (Schiller / Wilhelm Tell), die überfüllen mich - ich bin plötzlich der Kanal, also die 'Gasse'.

So ertappe ich mich, wie ich online-Einkäufe von privaten Konsumgütern meiner Liebsten überlasse. Die ist Weltmeisterin im Suchen, Finden und Bestellen. Sie nimmt dann auch all die Folgewerbung, die Feedbackanfragen, die Bewertungen, den ganzen Gutschriften- und Bonsballast ... das macht sie alles gerne mit. Ich nicht. Waste.

Bild: Jona Jakob mit iPhone, Mai 2018 / (c) Jona Jakob, Aschaffenburg

Nun möchte alle meine Unterschrift für die DSGVO. Oder immer mehr journalistische Angebote (siehe oben) wollen von mir ein Kauf-Abo: Tagespass, Montasbeitrag, Jahresmitglied. Die Bild mit ihren Kauf-Beiträgen, ebenso die FAZ. Beim Tagesanzeiger kann ich gar nichts mehr lesen, ohne es zu kaufen.

Neu auch all die Angebote von Webinaren, Events, Tickets-Kaufen, Scannen, Bookings, Apps ... alles sollte irgendwie in Eigenregie verwaltet sein und werden. Zu viel - echt.

Und ehrlich gesagt, ich kann nicht mehr, weil mehr nicht geht. Ich kann weder unzählige Passwörter managen noch mich jedes Mal einloggen müssen, wenn ich wo was möchte. Ich tue es schlicht nicht mehr.

Ich lasse es dann halt und sorge mich nicht weiter. Habe ich den Beitrag halt nicht gelesen, kann ihn nicht faven, nicht weiterempfehlen. Ist dann halt nicht.

Denn ich, der ich nicht mehr bin, als eine gewisse Dimension an "hohle Gasse" durch die ihr alle erst einmal kommen müsst, ich spüre, dass "gut is'".

Und ihr, hab ihr es auch schon gelassen?

Ich brauche nächstens Büromaterial - ab in den Laden, bloss nicht im Internet bestellen und liefern lassen - macht mein Gehirn madig.  Älteste Internetweisheit:

> Draussen ist dort wo die Sonne scheint. :-)

Ich wünsche allen einen schönen Sonntag.