Montag, 25. Juni 2018

Komfort und Freiheit

Es geht nicht um den E. aus Ankara. Es geht um die Haltung seiner Wählerschaft. Das ist denen ernst. Das lässt sich weder mit reflektiver Würde, offenem Diskussionsraum, noch mit demokratischer Toleranz leben - sondern nur mit Ehre, Macht und Subordination. - Für alle und alles andere/n gibt es in so einer Konstellation keine Souveränität.

Jona Jakob - Bild: Privat (r) Jona Jakob

Das zeigt, dass Kommunikation, Offenheit und Demokratie eine Gesellschaft und alle ihre Mitglieder, - jeden von uns -, zu einem dauernden, nicht wirklich fassbaren und verunsicherndem wie höchst beängstigenden Befassen bzw. Denken mit abstrakten Substantiven zwingt, die einem fort zu auf dünnem Eis halten und so dauernd beängstigen.  - Während der/das nun Gewählte - ohne jedes Nachdenken - Ordnung schafft und damit Sicherheit erfühlen lässt, der man gerne blind folgt.

Der Preis dafür ist die eigene Freiheit. Die gibt man an der Türe zur Unterwerfung ab.

Jona Jakob, 2018


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Jona Jakob arbeitet als Coach in Aschaffenburg bei Frankfurt am Main. Seine Gedanken und Beobachtungen entstehen auf dem Freiheit- und Unabhängigkeit-orientierten Boden der humanistischen Philosophie und Psychologie. 
Sein Gedanke: 'Würde! - Nicht Ehre.'

Freitag, 22. Juni 2018

Demokratie und Konsum

In einer Konsumwelt, in der dein Intellekt sich nur um die optimierende Wahl aus allen Optionen noch kümmert - bester Cafe, beste App, bester Partner, etc - ist das aktive Mitmachen und Denken in einer Demokratie nur eine belastende Hypothek und damit kein Komfort mehr.

Jona Jakob, 2018

Freitag, 15. Juni 2018

Romantik des frühen Morgens

Romantik des frühen Morgens: Im Mietshaus hörst du in der Stille den Fernseher der obigen, älteren Nachbarin, die nicht ungewohnt im Fauteuil genächtigt hat. Manchmal fällt ihr dabei die Fernsteuerung aus der Hand und es rumpelt. Ich weile dann gedanklich bei ihr. 

Text by JJ (r)

Mittwoch, 13. Juni 2018

Hören als Zugang zu mir.

Bei HiFi-Geräten nennt man es einen Zugang. Manchmal auch einen Ausgang, aber die meisten Stecker an der Rückseite sind Zugänge. Irgendwas kann da rein.

Ich sitze, würde man mich beobachten, in einer Art Trance oder Unbeweglichkeit und mit geschlossenen Augen im Sessel, der sich zentral gegenüber meiner HiFi-Anlage positioniert.

Bild: Eigentum (r) Jona Jakob, Coachingraum

Als Musik ist gewählt ein 'te deum' von Arvo Pärt, der Chor singt. Ich versinke. Versinke in der Klanggewalt hochwertiger Lautsprecher und neu erhaltenem Verstärker mit CD-Spieler. Das war alles nicht teuer, zählt aber in der HiFi-Welt zu den sehr guten Klangquellen. Hier vereinen sich, falls Kenner lesen, zwei Infinity Kappa 7, ein NAD Vollverstärker und ein NAD CD-Spieler. Mehr nicht.

Auch wenn alles sehr repräsentativ aussieht und beeindrucken kann, HiFi, also das Hören von Musik, bleibt keine Frage des Aussehens sondern des Hörens. Was an Klang entsteht? Und von welcher Qualität ist dieser? Und last but not least, was vermag ich selber zu hören?

Eine kleine Klammer dazu, was ich zu hören vermag. Ich stehe vor einem HiFi-Fachgeschäft und dort stehen zwei schwarze Geräte, die enorm grosse Masse haben und an ihren Frontseiten nicht mehr, als eine Leuchtdiode. Nicht ein einziger Knopf. Der Preis ist mit 4000.-- angegeben. Jetzt will ich mehr wissen und betrete das Geschäft. Der freundliche Herr nach meinen Fragen: a) Ja, je Stück 4000.--, und dass das Geräte sind, die je Stereokanal (also mono, wenn zwei) die Spannungsschwankungen des Stromnetzes ausgleichen. "Aha!" - Ich verstehe aber nur Bahnhof. Der Herr: "Setzen Sie sich hin, ich spiele es Ihnen vor." Er spielt Musik ab, mal mit diesen beiden Kisten, mal ohne. Ich: "Bitte nochmal mit ... - und jetzt nochmal ohne." Dann sage ich: "Wenn die Geräte zugeschaltet sind, höre ich die Musik in dem Sinn klarer, als würde man mir eine vernebelte Sicht per Optikeinstellung auf volle Sichtschärfe einstellen - ich kann alles messerscharf erkennen. Oder wie in diesem Fall "hören"." Der Herr: "Wenn Sie das hören, lohnt sich für Sie der Kauf." Er staunte nicht schlecht ... Was mich erstaunte: Wie schwammig und vernebelt die sonst so klar wirkende Musik herüber kam, wen die Dinger nicht angeschlossen waren. Wir hören generell einen fürchterlichen Brei. Jedenfalls ich, egal was die Tonquelle oder Medium ist und die sind ja in den letzten 20 Jahren nicht fetter oder besser geworden. Was wir im Stream oder als MP3 hören, ist der Durchfall der Klanggeschichte.

Bild: Eigentum (r) Jona Jakob, Vollverstärker, CD-Spieler

Wenn ich zuhöre, ist das intensive Arbeit. Gehe ich in ein Symphoniekonzert, ist es nicht selten der Fall, dass Menschen danach fragen, ob es mir gut geht? Ich sehe aus, als hätte mich ein Hund etwas zu lange in seiner Schnauze zerkaut, müde und abgekämpft, habe Ringe unter den Augen und meist stehe ich nicht wirklich aufrecht, bis hin zur Schwindeligkeit. Ich bin im Konzertsaal auch nicht scharf darauf, viel zu sehen. Wichtiger ist mir bei der Platzwahl, wo ich was auf die Ohren bekomme. Dann tauche ich mit geschlossenen Augen ein - und höre.

In Coachinggesprächen höre ich weit über meine Ohren hinaus mit allem, was für mich zu meinem Torso gehört, also allem außer den Beinen. Ich höre besonders mit den vorderen Oberarmen, dem Brustbereich, dem Hals. Wichtig sind auch der Rücken und ganze Partien im Gesicht und am Kopf. Ich höre mit den Handrücken und den Rücken meiner Finger.

Gerade höre ich das zweite Stück aus dem te deum. Ich bin nicht versunken, obwohl alles so aussieht, ich bin vielmehr höchst präsent und freudig angetan. Der saubere Klang geht in mich rein. Wer auch immer was an Genussmitteln in seinem Leben genossen hat weiss, was davon gute Ware ist und wie die sauber wirkt. Hier ist es das Mass und die Qualität von Klang. Das Werk von Arvo wird plastisch. Seine Sprache der Komposition und des Arrangements, die Orchestrierung aus seinem Dirigieren (Conduct),  kommt durch, es fehlen keine Silben, Enden, Absätze - alles tritt hervor, als stünden der Chor und die Streicher im Raum.

Hören als innerer Zugang.

Ich kann danach nachts nicht schlafen. Ich bin wie von Vitamin C wach geladen und geistig präsent. Mich zieht heute keine Pflicht oder Termine ans Arbeiten. Ich bin sonst belebt.

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Was mich aufstehen lässt und seit längerer Zeit wieder mal Philosophie lesen, ist die Reinheit der gehörten Essenz. Der Zugang des reinen Hörens erweckt in mir den Zugang zu geistigen Sphären, zum Hören, Lesen, Ruhen, Verstehen, Fühlen und Verarbeiten. Dank dem unfassbaren Klang und meiner Fähigkeit, diesen  sensitiv aufzunehmen, schliesst dieser in mir jenen Kosmos auf, in dem ich den Dingen auf den Grund gelange - ich lebe in dem Moment, intensiv und mit allen Sinnen. 


Bild: Eigentum (r) Jona Jakob, Der Raum unterstützt das Erlebnis.

Als gegenteilige Reaktion kenne ich mich, mitten im Gespräch hektisch auf die Radioknöpfe zu drücken, weil "ich den Scheiss, der meine Ohren zumüllt, nicht länger ertragen kann".  - Alle sind konsterniert. Mag sein, das tut mir leid. Ich mag es aber nicht tauschen gegen mein Glück der Geburt, über reines Hören einen Zugang zu haben, der mich erweckt.

Gute Nacht.

Text by JJ, 2018


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Samstag, 9. Juni 2018

Die Bettstatt

Limbach genoss den Luxus eines guten und teuren Bettes. Er wusste um das Gestell, die Höhe, den Rost und den Aufbau von Materialien der Matratze selbst. Er erfuhr um die solide Getragenheit, edler und frischer Bettwäsche, leichter Daune oder gar Eider. Er kannte das alles. Doch bei allem verführerischem Dunst, den eine edle Bettstatt so zu verbreiten vermag, blieb er in sich selbst der Typ, der die einfache Bettstatt vorzog, den Boden, die Matratze, ein Laken, nicht selten bloss das Sofa, das Gästebett in einer Kammer. Limbach hatte mehr als die Hälfte seines Lebens in keinem normalen Bett geschlafen, was er erst im Rückblick erkannte - dann aber sich nicht daran stieß. Für ihn war das der Schlaf des Wandersmannes, des Gastes, dem Fremden. Dünner Schaumstoff, Decken, Ecken und wenig Licht lebte in ihm wie das Schlichte eine Stückes Brot mit Wasser, Tee oder Wein. Vielleicht war es ihm auch nur eine lieb gewonnene Weise, sich der Nähe von täglichen Menschen zu entziehen, Distanz zu finden, ungeteilt und alleine nächtigend, selbst in fremden Wohnungen in die Ferne verabschiedet mit "Schlaf gut, wir sehen uns morgen früh." - Wenn Limbach zeitweise doch in richtigen Betten schlief, dann meist, weil er eine Seele verwöhnen wollte, eine Liebste, die geborgen sein sollte, gehoben, warm und in ihren Schlaf vertrauend. Dann gab es da ein richtiges Bett. Aber er selber, er wäre nachts losgefahren und hätte auf der Rücklade des Wagens geschlafen, im Kombi, die Klappe offen, hart und mit dem Blick über etwas, das sich am Morgen erst zeigen sollte. Die Decke würde nach dem Radkastenriechen, etwas vertrocknet und für Erste Hilfe noch nie gebraucht. Und wie er auch unterwegs gewesen wäre, wäre er auch wo gegangen. Früh, leise, aber weg.

(r) Jona Jakob, 2018

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Dienstag, 5. Juni 2018

Die Unangenehmen

Es ist nicht so, dass die Unangenehmen einem weniger lieben.

Jona Jakob, 2018