Freitag, 27. August 2021

Hinterbliebene

Heute besuchten mich Elkes Schwester und der Schwager aus Nürnberg. Wir erzählten uns bei mir zu Hause, dann gab es Mittagessen in der Taverna Ouzo bei Angelino. Wir konnten draußen sitzen, alles war fein. Dann Besuch aufm Friedhof.

Drei Erwachsene, die alle reichlich befrachtet auch unsicher waren. Eines jeden Gefühle schwappten hoch, verkrochen sich, bettelten und hätten es gerne wie früher gehabt. Oft reden alle drei im selben Moment los. Wir wollen es aber schaffen und bleiben, ob bei mir, im Lokal oder am Grab immer noch eine Viertelstunde länger sitzen, als würde man nachziehen. Unsere Seelen wollen aufschließen können und wieder zu uns finden, in unserer Traurigkeit, Erschütterung und unserem allseitigen Bemühen, es gut zu machen. Meine Schwägerin tut mir sehr leid. Sie vermisst ihre Schwester, mit der sie erst durch unsere Beziehung wieder zusammenfand und sich darob freute. Nun ist die Möglichkeit weg. Sie kann nicht genug mir verständlich machen, bitte zu bleiben und es zu schaffen. So verabschiedet sie sich unter Tränen.

Bild: JJ privat, 2021

Wir hatten Glück, die kleine Friedhofslichtung zeigte sich leicht sonnig, grün und von lauer Luft. Wir mochten dort gerne sitzen und ließen so den Geschichten ihren Lauf, damit abschwemmen konnte, was erst einmal raus musste. Jemand will zuvor da gewesen sein, eine silberne Rose zurücklassend, die noch da war und mich beschenkte, weil es sich wie eine Ehrbezeugung für mich anfühlte, wenn man für Elke eine solche Geste ... - danke an die unbekannte Person, danke an alle, die Elke am Grab besuchen gehen, am Querweg 10 links, bei der Sitzbank. Auf dem Rückweg, wir waren weitum alleine, den sorgsamen Blick auf jemand anderes Stätte, ob alles recht sei, ... ein höflich stilles Nicken aus Respekt, dann weiter, niemand bemerkte meine stille Bewegung.

Wie sehr der Mensch ringt, ob könnend und auch mal nicht, übt auf mich seinen Zauber. Dieses Bemühen, auch wenn man Fehler macht, versagt oder scheitert ... sich doch bemüht, weil einem das Miteinander so wichtig ist, ganz unbedacht, sondern aus einem tiefen Gefühl fürs Leben, aus Liebe und für eben diesen anderen Menschen. 

Wir sind so. Wir sind alle so. Denke ich und fühle in mir weiter.


Jona Jakob (c) 2021