Bild: (c) bei Jona Jakob, privat. Selfie. |
Der Absturz ist gesellschaftlich nicht drin. Die Kunden würden sowas krumm nehmen. Sie kommen, um sich wieder ins Leben stellen zu können und nun schliddert der honorierte Begleiter in seelische Schieflage? Das geht nicht. Dabei kann niemand im Winter fliehen. Die Tage sind düster, die Kälte macht alles schwer. Allein dieses ewige An- und Ausziehen. Rein in die Kleider, raus aus den Kleidern. Schuhwerk zum Wandern, Nässe und beschlagene Brillengläser. Es friert einem latent und der Körper ist angehalten, genügend Energie zu produzieren, ob morgens auf dem Arbeitsweg oder abends im Wohnzimmer. Draussen scheint kein Sonnenstrahl, draussen herrscht ein Grau. Nordwind lässt einem das Gesicht erstarren. Bei Minusgraden mag man nicht einmal etwas Tabak rauchen. So ist es erneut kurz nach neun Uhr morgens, nichts ist zu tun, der Himmel bietet keine Fluchtmöglichkeit, die Jahreszeit auch nicht. Und so erhalte ich mich nah dran am Absturz in einer Form, die dem depressiven Gefangensein nicht viel unähnlicher scheint und halte mich, nicht minder peinlich, vor der Scham, die Haltung zu verlieren. Wie lächerlich. Vielleicht sollte ich einen Strauss Tulpen kaufen.
Text von Jona Jakob, Januar 2013 - Copyright Jona Jakob ©