Donnerstag, 11. Februar 2010

Eisener Steg

Es war beider winterliche Kleidung, welche bemühte Handgriffe tumb machte. Es gelang nicht wirklich, einzelne Finger, den Daumenballen oder die Handinnenflächen als Zärtlichkeiten anzudrücken, zu dick die Schichten an Pullovern, Jacken, Übermänteln. So standen sie im Wind einer Hängebrücke Mitte und sahen nirgendwo sonst hin, ausser kleinwenig in des andern Haar oder Ärmel hinein, den Blick nah und die Lichter am Horizont verschwommen. Passanten sahen kurz rüber, schwiegen aber. Vielleicht wurde etwas von der Ausdrücklichkeit spürbar, mit welcher sich die beiden in der Umarmung lagen. Es verging eine Stunde oder zwei, ihnen war's egal. Keiner fror oder war innerlich sonst wo, ausser eben in diesem Gefühl des andern, dem er zuvor begegnet war und den er nun nicht kannte. Ein Kohleschiff schipperte unter dem Gehsteg vorbei. Da schlich sich ihm das Klischee ein, bei der Löschung umklammert in Totenstarre gefunden zu werden, wäre ... -"Vergiss'!"


Text von Jona Jakob, Februar 2010 - Copyright Jona Jakob ©