Sonntag, 20. April 2014

Folgen

Das Sterben des Menschen vom späten Herbst kam absehbar und doch überraschend. Nun war er aufsmal tot. So kamen viele Dinge erst einmal "rasch". Die aufeinmal fremden Entscheidungsträger, denn selbst die fortlebende Frau wirkte in dem Moment als Fremde, wenn es um Entscheidungen seiner Bestattung ging, ergaben sich - teils unwillig, teils erleichtert - den knappen, immerselben Angeboten der Bestatter, des Friedhofes, des Redenschreibers und Steinmetz, dem Blumenladen und der Regionalzeitung. Man nahm was kam, folgte diesem schmalen Rahmen, in dem man sich unter dem Begriff Pietät behalten sollte, versuchte selbst darin noch Demut zu beweisen (nur schwarz-weisse Traueranzeige, nicht bunt) und überhaupt wäre es möglich, dieses Anschliessen ans Gegebene als dankbar zu beschreiben, weil man nicht entscheiden mag, weder vorher, dass man sterben könnte, noch danach, wenn tot, dass wer nun tot sei. Bei aller vorgekehrter Gestandenheit ist wenig Format dabei. 

Und dieses geringe, noch anerzogene Duckerformat ist ein tolles Opfer all der Gesetze, Regelungen, Erfindungen und geschickten Einbettungen sämtlicher Betriebe, die mit dem Bestatten zu tun haben und an ihm verdienen. Die haben sich über die Jahrzehnte fein eingerichtet, da gibt es keinen Handgriff, der nicht überteuert wäre. Es ist der blanke Hohn, wieviel Geld damit gemacht wird, dass wir Lebenden in der Not sind, einen Toten aus der Welt bringen zu müssen. Wehe, wenn wir den selber fahren wollten, oder woanders bestatten, oder sogar auf eigenem Grund und Boden. Nix da. Für alles gibt es Gesetze und die Totengräberlobby hat sich das längst in die Bücher schreiben lassen, was geht und was nicht bzw. wie jemand gehen darf und wie nicht.

Text von Jona Jakob, April 2014 - Copyright Jona Jakob ©