Sonntag, 14. April 2019

Palmsonntag und die Altglascontainer - eine Orientierungssuche zum Christlichen

Anlass: In einer Bayrischen Stadt neben der Kirche wohnend. Dazwischen eine 8er-Station Leeglascontainer, die heute früh gerne genutzt würden, wäre da nicht ich, der Respekt verlangt.

Sonst so: Palmsonntag ist der sechste und letzte Sonntag der Fastenzeit und der Sonntag vor Ostern. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die in der evangelisch-lutherischen Kirche auch Stille Woche genannt wird.

Und auch gleich: Meine Eltern erzogen mich konfessionslos. Ich war also zu keiner Zeit meines Lebens bei einer Kirche dabei. Schulreligion, Schulbibel, christliche Festtage, christliche Erziehung wie alle anderen auch. Christliche Werte bis hin zum ehrbaren Kaufmann. Sonntag, Weihnachten, Ostern, Karwoche.

Ich glaube heute noch nicht an Gott. Nicht so, wie das andere Menschen tun und ich denen das abnehme ohne es bewerten zu müssen. Ich würde nie sagen, es gäbe keinen Gott. Ich mag vielmehr nur nicht glauben, aber das ist ein persönlicher Standpunkt, auf dass ich vor all dem Bestehenden und Zelebrierten, also dem Gelebten ohne Frage den erbetenen Respekt wahre.


Unser Zuhause und die Agatha-Kirche in Aschaffenburg.

Meine gesellschaftskritischen Eltern, Nonkonformisten damals:
- Lüge nicht.
- Stiehl nichts.
- Töte nicht.
- etc.

Also, da sind sie, die christlichen Werte. Und manch ein Bildnis aus der Bibel dient ganz automatisch als Metapher, als Vor'Bild, als Orientierung. Selbst in meinen Coachings erläutere ich, dass man den Gedanken, 'Ich bin ok' getrost für sich selber bzw. mit sich selber ausmachen sollte, ob man sich hierfür in der Kirche vors Jüngste Gericht, in die Beichte oder einfach vor etwas Höheres stellt und sich fragt: "Ist mein Handeln vertretbar? Bin ich ok?" - In den meisten Fällen würde wohl jeder für sich sagen: "Durchaus, Ja!"

Da ich am 11.09.2019 Geburtstag habe, wurde ich automatisch reingezogen in diesen Begriff vom 'Glaubenskrieg'. Die "Anderen", die riefen: "Tod den Ungläubigen". Vermutlich war u.a. ich damit gemeint.

Es ist also nun deren Identifikation geworden, sich als Gläubige auszugeben. Und es ist deren Provokation geworden, als wäre diese gegeben, zu behaupten, wir seien Ungläubige.

Eines muss ich den hiesigen Muslimen allesamt lassen: Wenn ich sie am Sonntag klar und deutlich um den Respekt für unseren Christlichen Feiertag bitte, ziehen sie sofort ab, wenn auch maulend, aber noch sind alle tatsächlich abgezogen, spätestens wenn ich sagen: "Ihr fordert doch auch Respekt für euren Glauben und eure Lebensart und die Feiertage. " Da hören die mittendrin auf, Flaschen sonntags in die Container zu schmeissen und gehen. Ich bedanke mich dann, so gut das noch geht.

Aber so kam ich zu meiner philosophischen Frage, die vielleicht mehrere Sichten als Antwort zu gebären vermag:

Habe ich denn kein christliches Selbstverständnis, auch wenn ich nicht (an Gott) glaube? 

Ich meine: DOCH! Ich lebe durch und durch christliche Gedanken, Regeln, Gesetze, Ordnungen, Feiertage, Geschichten, Bilder, Gebäude, etc. Ich kann als alter Europäer dem Christlichen gar nicht entgehen, auch meine nonkonformen Eltern schafften das nicht.

Ich brauche kein Kreuz, ich gehe nicht zur Kirche, ich bete nicht, ich beichte und büße nicht. Sündigen, bestimmt, sündigen tue ich - aber eben, ich finde mich dennoch ganz ok dabei, bleibt mein Handeln insgesamt ein Christliches - das des Miteinanders, wie man die Freiheit beschreiben mag, so dass es für alle Platz und Zeit und Leben hat.

Wir sind alle christlich, sind wir nicht wirklich dagegen oder anderen Glaubens. Wir sind auf diese Art und Weise sozialisiert. Und ich finde, im Getöse, im Rap und im Basching als "Ungläubiger" abgetan zu werden, ist nicht richtig. Sonst würde ich vielmehr mein ethisches Handeln verleugnen, in der Jugendsprache genannt: "... auf alles kacken ..". - doch das tut unsere Gesellschaft nicht. Die Gesellschaft, in der ich in der Schweiz wie in Deutschland in protestantischen wie katholischen Gegenden lebte, sie hat eine weitaus gemeinsame Wertewelt, eine Haltung, ein Vorleben dessen, was das Christliche ist. Und so mag die Behauptung, wir würden nicht glauben, keinen Boden für eine Berechtigung finden. Das nützt aber nichts, es den (in dieser Frage ungläubigen) Dschihadisten verklickern zu wollen, die einfach mal behaupten, moralischer zu sein, als wir. Ok, vielleicht moralischer, woran das immer gemessen werden soll. Aber gläubiger in unserer Haltung, an die wir gesellschaftlich glauben, ist da draußen mE niemand. Das sind wir gleichauf. Und für mich habe ich beim Ruf nach Respekt kein so schlechtes Gefühl, im Christlichen einen soliden Anteil meines Selbstverständnisses wiederzufinden, ob ich gegenüber der Kirche wohnend in Schlappen und Hometrainer die Jungs anpfeife um gleich wieder ins Bett zu kriechen, während wahre Kirchgänger heute mit Zweigen ihren Palmsonntag zelebrieren.

Vielleicht mag wer seine Sicht zur Sache legen, den Wunschzetteln gleich, die man in Osterfeuer wirft ;-)

Bin ich nun, weil ich nicht an einen Gott glaube, ein Ungläubiger? Oder bin ich eben doch ein Christ? 


Herzlich besinnt sich zur Karwoche - wenigstens ...
Jona Jakob, Aschaffenburg