Freitag, 11. September 2020

Geburtstage sind auch nur Tage.

In welchem Film war das noch, als einer einen Beutel Bohnen mit sich trug, die er dann über eine Schlucht streute, um eine unsichtbare Brücke zu erkennen, da auf ihr die Bohnen über dem tiefen Abgrund liegen blieben, so dass dort ein Weg war?

Vielleicht würdet ihr all jene Coachs für glaubwürdiger halten, wenn ihr erkennen könntet, wie oft und wie heftig sich diese selber durch ihr Leben finden und stemmen müssen. Viele unserer Gilde kenne ich als Macherinnen und Macher, als Stehauffiguren, als Scheiternde und ganz besonders als Verlierende, die nicht sich, sondern etwas im Leben verlieren und sei es der Hund. Doch ... sie zeigen sich und gehen weiter.

Die 'Coach' - althergekannt als eine Art Trage, auf der man ein Fortkommen hat, macht das sichtbar. Ein Coach (m/w/d) ist ein Mensch, der anderen dieses persönliche Fortkommen möglich macht. Seine eigenen Kompetenzprüfungen sind jedoch weder Zertifikate noch irgendwelche Kredits oder Berufsverbände. Es sind die Gezeiten, Monate und Jahre, in denen sie oder er sich selber über einen Moment weiterbringt - und wenn der noch so bitter, schicksalhaft und zurückversetzend sein mag. Den aufrechten Gang gehen und vorleben, das ist am Coachleben, welches stets ein Leben als ganz normaler Mensch ist, immer und immer wieder das Schwerste. Botho Strauß schrieb: "Was ist schon das 'Ich' des Eigensinns, verglichen mit dem 'Mir' der Widerfahrnis?" (aus 'Die Unbeholfenen', Botho Strauß).


Elke und ich, Feb 2020, im Urlaub in El Gouna. 

Im Sinne des Christlichen sind viele unserer Wege unergründbar. Jedenfalls so lange sie in die Zukunft noch nicht sichtbar werden. Nehmt daher immer den Gedanken, dass die scheiternden Anteile von Verlust, Einbruch und Ende, nicht die gelebte Sackgasse darstellen, sondern Teil eines weiteren Bestehens sein werden, ob als Geborenheit, als Reife, als Weisheit, neuen Erfolg und nicht selten als jener Anteil an euch, den ihr wem weiterzugeben habt - wenn Ihr Master werdet.

Müsste ich euch heute eine Bilanz vorlegen, zwischen Gut und Übel, ihr würdet vermutlich nicht fassen können, wie man das aushält. Irgendwie würden wir wohl weinend bei 'Wahnsinn' landen ... und dennoch würdet ihr, würden meine Liebsten und werde ich zuletzt diese Bohnen über den Abgrund streuen, weil da eine Brücke ist, über die man gehen kann. Wenn ich das kann, könnt ihr das auch.

Alles Liebe von mir zum 11.9. - danke für so viel von euch ...

Und ja, so gut, dass ich auch wirklich Bohnen bei mir habe und einen Weg sehe, so gut geht es mir. Ich bin, was den blinden Gang betrifft, schon mitten über der Schlucht, einem 'Skywalk' ähnlich, dabei bin ich nicht ohne Höhenangst :-) Unter mir der Abgrund, vor mir eine nächste Zeit.


In Liebe und Dankbarkeit für alles.  

Jona Jakob, geb. 11.9.1962