Mittwoch, 23. September 2020

Quo vadis?

Bevor ich heute, wir haben September 2020, mich in Verhandlungen begebe, habe ich das Bedürfnis zu wissen und zu spüren, was meine Werte sind. Es sind und bleiben die guten Surfer, welche nicht gleich das Brett hervorholen und ins Wasser springen, sondern jene, die sich mehr als eine gute Zeit an den Strand setzen und das Meer studieren. 

So wie ein Schiff einen Schwerpunkt, seinen Kiel, braucht, so wie ein Haus einen sicheren Boden, sein Fundament, braucht, so brauche ich ein konsistentes Gefühl in mir, um nichts mehr zu sein, als mich selbst, heute, mit 58 Jahren. Wozu? Um ganz und gar mich selbst zu sein und das vor allem auch zu bleiben. Die aktuelle Nummer des Coaching-Magazins titelt mit: 

Weshalb Kompetenzentwicklung nicht ohne Wertereflexion (und Coaching) funktioniert.
Meine Werte und die Konzeption meines Werteverständnisses sind längst in mir erarbeitet, erstellt und angelegt. Das bedeutet aber nicht, dass ich sie nicht doch aus den Augen verlieren könnte, in dieser Zeit zum Beispiel, wo mich enorme Umstände im Leben fordern und mich - so könnte man meinen - gänzlich absorbieren. 

Werde ich gerade auf- und ausgesaugt? Gerate ich unter die Räder? Zieht es mich in einen Sog? Bin ich in der Verpflichtung? Muss ich den Vorstellungen anderer gehorchen? Macht das Schicksal mit mir, wie es beliebt?

Nein! (JJ). 

Schier hätte es Tage gegeben, in denen ich mir das vorgemacht habe, ohnmächtig zu sein. Noch schwerer fühlen sich für mich menschliche Regungen anderer an, welche mich in solch einer Situation als abhängig sehen und meinen, ich müsse mich nun richten. Sie reden dann auch auf mich ein, wie sehr ich nun zu nehmen hätte, was ich mir nicht ausgesucht habe. Die Widerfahrnis, ich "solle" sie hinnehmen. 

Nein! (JJ). 

Sehr geehrte Leserinnen und Leser
Würde ich mich bücken und einlullen lassen von Nöten, Verlusten, Schmerz und Trauer, von Last und Aufgaben, Pflichten und allem, was gerade an mir hängt, dann wäre ich für Sie alle nicht mehr als ein Geknechteter. Mehr wäre ich nicht mehr, als ein Knecht unterm Joch seiner Widerfahrnis. Dabei geht es weniger darum, welche Rolle mir dabei zukommt. 

Vielmehr geht es darum, welch schwachen Partner sämtliche Kontakte, Vertrauten, Partner, meine Frau, Freunde, Nachbarn, Gläubiger und Behörden in mir hätten. Hier fängt bereits meine Bereitschaft für alle und alles in der Welt an. Bin ich valabel oder bin ich faules Holz? Trage ich? Wächst da noch etwas? Ist da Grund? Ist da Boden? Und das hat nichts - rein gar nichts - mit Hab und Gut zu tun. 

Foto: Cupperyacht 'Antares' (Nantes, New York, Nassau), mit der Vater Atlantiküberquerungen segelte


Womit es zu tun hat, ist vielmehr in der Klarheit und Agilität meiner höchst persönlichen Kompetenzen! Und in meiner hierfür notwendigen Unabhängigkeit
meinem Kern aller Kompetenzen.  

Es gibt unzählige Konzepte und Lebensentwürfe. Nur weil man selber ein Konzept hat, sollte niemand meinen, des anderen Konzept sei nichts - besonders nicht, wenn man es noch nicht verstanden hat. Und schon gar nicht sollte man meinen, wessen Konzept auf Hab und Gut beruht, dessen Dasein sei ein "irgendwie besseres", als dessen Konzept, welches auf Sein beruht. Was man vielleicht oder sogar ziemlich sicher einzeln betrachten und beachten muss, ist, dass wer sein Leben lang eine der beiden Richtungen (von Erich Fromm klärbar im Buch 'Haben oder Sein') eingeschlagen und gelebt hat und bei seinen Überzeugungen blieb. Es sind die meisten, die das Haben beherrschen. Die Welt ist seit eh auf Haben angelegt. Dagegen werde ich nicht anreden. Wozu? Ist doch ok und angenehm ist es auch. 

Doch wenn eine Widerfahrnis mein Leben prägte, als hätte es mir eine Weiche gestellt, dann die, ohne Haben zu "sein". Dazu könnte ich nun eine große Zahl an Vorkommnissen niederschreiben, die wohl dann ein Buch oder zwei Bücher füllen würden, angefangen damit, gezeugt zu sein mit der DNA meines Vaters. Wenn andere etwas von Haben verstehen und darin wirklich strebsam und gut sind, Wirtschaftswerte zu äufnen, so bin ich in meiner Gänze ein alternder Mensch, der in all den Jahren in sich eine Kunst verdichtet hat, ohne Haben mein Gewicht im Zusammensein zu entwickeln. Mich kann man sozusagen nackt an den Bahnhof stellen und sehen, wie ich da rauskomme. DAS ist mein Kompetenzkern. In allen meinen Kompetenzen. Gib mir nichts und freies Atmen, dann komme ich zur Wirkung. 

Ja! (JJ)

Wo deine Gaben liegen, liegen deine Aufgaben. Als ich gestern noch nach einer Antwort auf meine Fragen suchte und dabei unstet in mir wackelte, hatte ich mich unter der Last der Aufgaben und der Dauer der Anstrengungen einlullen und schier überwältigen lassen. Das kann passieren. Doch mit jedem Gramm mehr an Überwältigung spürte ich, nicht mehr ideal zu ticken und mich zu verfälschen, sozusagen von meiner Spur abzukommen. 

Und jetzt der kleine Coachingeinschub: Da ich aber meine Werte und mein Wertekonzept und mein Selbstverständnis und Selbstgefühl seit längst erarbeitet habe und es in mir mich stellt und ausmacht, entstand unter dem Druck nicht ein erblindendes Nachgeben, ein Folgen, eine Hörigkeit - es entstand der notwendige Widerstand bzw. die Kraft aller Klarheit, dass ich, für "geknechtet gehalten", für niemanden ein verlässlicher Partner sein kann. 

Ja! (JJ)

Es ist also so: Um für euch alle - herzlich gerne alle - ein verlässlicher Partner zu sein, fruchtbarer Boden, solides Fundament, aufrichtender Schwerpunkt und tragender Balken, muss ich frei, unabhängig und ohne Haben sein. In dem ich von all dem was um mich ist, nichts annehme, bin ich der Beste in meinem mir möglichen Sein. 

Ja! (JJ)

Man muss das wirklich so verstehen: Ich bin der beste Vertragspartner, der arbeitsamste Mensch und liebender Mann, wenn ich das damit 'Eingebundene' nicht über alles an mich herannehme! Dann spielt meine ganze Kapazität, dann wirken meine Kräfte und halten meine Argumente. Ich habe wirklich alles zu tun, nur niemals in die Knechtschaft zu geraten. Ich habe mich nicht kaufen zu lassen. Ich darf mir keine Nötigung widerfahren oder sonst wie Formen von empfundenem Einbehaltens, der Gefangenschaft. 

Klarheit! (JJ)

"Arbeite nicht im System - arbeite für das System!", das sind zwei höchste Prämissen, wie der Mond zur Erde steht, Trabant genannt, was 'Begleiter' bedeutet. Es ist seine gedeihliche und zweckreiche Aufgabe, als ein tragendes Element im Verhältnis zur Erde von ihr fern zu bleiben. Das muss man erst einmal verstanden haben! 

Und da mir damit alles wieder vor Augen ist, sei Jahren in mir bestehend, und es sich anfühlt wie selbstverständlich, da es nun wieder freies Atmen ist, werde ich mich heute an meine Aufgaben machen, ob tragend, machen, verhandelnd, verantwortend und liebend, gebend und entwickelnd. 

Es macht Sinn, von mir zu nehmen. Hierfür bin ich sozusagen 'konstruiert' - hierfür bin ich in der Welt unterwegs - das ist meines Schiffs Aufgabe. Ich diene und man bedient sich. Ich werde zum Ende hin nicht in üblichen Werten bemessen. Das meint nicht, kein Vermächtnis hinterlassen zu haben. 

Deon.

Jona Jakob