Freitag, 20. September 2019

Von Träumen, Zielen und alter Liebe, die nicht rostet

Mein Geburtstag mag Anlass sein, vielmehr ist es aber das Erreichen von lange Ersehntem, vom Erreichen von Zielen, vom Erreichen des Erträumten und last but not least handelt der Text eben von alter Liebe, die nicht rostet.

Im Management wird von Zielen geredet. Und im Leben wird von Zielen, die man haben kann, geredet. Und ganz bestimmt wird besonders in Coachings von Zielen geredet, nämlich jenen, die man per Coaching erreichen möchte.

Noch kaum habe ich gelesen, dass man dann aber an den Zielen festhalten muss. Bei Robert Walser gibt es eine Zeile, wo er fragt: "Hast du dir heute schon ein Ziel ausgesucht? Wozu? Die Ziele, sie wandern auch." - Robert Walser ... :-)

Es mag eine vage Behauptung sein, aber ich glaube schon, dass es diesen Effekt gibt, dass man gerade eben eine Werbung, ein Traumauto, Bilder eines Urlaubes oder eines Momentes zu sehen bekommen hat und man spontan dazu ausdrückt: Das ist mein Ziel, davon träume ich. Ein Haus, Kinder, eine Familie, Karriere. Größer, höher und weiter. Und das ist hier nicht in Frage gestellt, das ist erst einmal glücklicher, als hätte man keine Träume oder Ziele.

Doch im Heute unserer leicht verrückten Welt würde ich behaupten, haben Ziele immer kürzer werdende Halbwertzeiten, wie anderes auch - stets neue Moden, neue Hotspots, neue Clubs, neue Jobs. Man fliegt woanders hin, man kriegt ein nächstes Angebot, man wischt Beziehungen über den Bildschirm und auch das neue iPhone wartet schon. Mit dem Neuen ist das alte "weg". Ist wie dieses Hände-Spiel, wo immer wer seine Hand auf die zuvor hingehaltene Hand legt und wenn beide Hände hingelegt sind, zieht man die erste unten hervor und legt sie neu obenauf.

So geht es mit den Träumen und Zielen ganz besonders dem Gehirn. Das Aktuelle bleibt, das einst so ersehnte wird überlegt von "Inputs" - Neuem. Bald sind die alten Beweggründe zugeschneit von Wellen an Hypes, Moden, Veränderungen und neuen Technologien oder Verfahren. Selbst die Worte ändern sich. Um vorne mit dabei zu sein, passe man sich möglichst an.

Mit meinem Geburtstag, ich werde dieses Jahr 57, passiert mir dieses Jahr etwas ganz anderes. Ich erreiche in diesen Tagen und Wochen eine große und lebensrelevante Anzahl von Dingen, die ich vor langer Zeit begann anzustreben. Davon handelt die Geschichte.

Die Dinge, die ich zur Zeit alle erreiche, wurden vor vielen Jahren in mir angelegt. Ich wusste damals schon, was genau ich mir wünschte. Bei Gütern konnte ich den Gegenstand exakt benennen. Bei Zuständen und Verhältnissen war ich ebenso voll von Vorstellungen, wie das dann man sein sollte. Selbst meine Mutter sagte von mir, dass ich immer gewusst habe, was für Hosen, was für Schuhe ich haben wollte. Ich sprach nicht von Labels oder Marken und auch nicht von Image oder Style. Ich sprach einzig und alleine von ganz bestimmten, zugeordneten Qualitäten und Eigenarten des jeweiligen Gutes. Noch heute bin ich anstrengend in dieser Sache - ich will nur das. Nothing else. Erzähl mir nix. Ich weiss warum. Basta.

Wenn man bei mir umherschaut, dann findet man die Sachen und Entwicklungen. Man kann das Erreichte erkennen. Man wird aber nicht vom Erreichten von mir reden, sondern vom Traum und von der ganz eigenen Wahl, die "der JJ" getroffen hatte. Ob ich von meiner Armbanduhr, dem Kugelschreiber, dem Notebook, dem Auto oder von Lautsprechern schreibe. Was ich sagen will: Das Erfüllen der eigenen Träume und Ziele hängt auch davon ab, dass man das (die) Erwählte nicht aus dem Sinn verliert. Man muss für sein Glück an seinen Zielen festhalten. Natürlich kann sich ein Wunsch über die Jahre verändern, aber da sind wir beim entscheidenden Punkt: Wie alt ist Ihre Liebe zur Sache?

Und wenn diese Liebe zu der oder dem Sie schon lange träumen tief genug ist, werden Sie das Ersehnte auch erreichen. Nicht nur, Sie werden dann daran festhalten.

In diesem Sinne habe ich mir Zeit meines Lebens eine Liebe vorgestellt, wie ich sie heute dank meiner Liebsten leben darf. Sie verkörperte den Tag, den ich möchte - die Auseinandersetzung als Versöhnung, die ich brauche - die Gelassenheit, um die ich viele früher benieden habe - um die Fürsorge, dich ich im Leben schon vermisste - das Wirken, was Leben sein könnte - und die Freunde und Freuden, die ich schätze. Die Lateiner sagen: Per aspera ad astra.

Morgen werde ich 57 und am Freitag heirate ich in dieses Gemeinsam-mit-jemandem-alt-werden, was mir andere Menschen schon über ihre Träume erzählten. Ich werde nicht mehr träumen, ich lebe das. Festhalten. Egal was schon wieder kommt. Festhalten an der Liebe.

Der englische bzw. polnische Autor Josef Conrad beschrieb es im Buch 'Lord Jim' mit:

> Dem Traum folgen und nochmals dem Traum folgen und so bis zum Ende. - J. Conrad

Ein riesen Geschenk ... - danke.

(c) Jona Jakob, Aschaffenburg, 2019