Dienstag, 10. September 2019

Zum Wahlsonntag (01.09.2019)

Während wir uns hier wie drüben "aufregen", wie gewählt wurde oder wie zu wählen sei, beschäftigen wir uns mit den Ärmsten, den Flüchtlingen, weil wir nicht teilen mögen. Weder Geld, Arbeit, Hof noch Bräute oder Götter. Wir beschäftigen uns, um uns abzulenken mit Hass und Diffamierung, mit Rechtspopulismus und Untergangsszenarien. Und obendrein verbieten wir uns jede Einmischung von Außen, geht es doch um "Innerdeutsche Angelegenheiten, die niemanden etwas angehen würden."

Wenn man die Gewinne und Verluste von Parteien an Wahlsonntagen studiert und sie tagelang noch von der Presse nachkauen lässt, ist man so sehr "Marketingleiter", wie wenn man sein Wachstum am direkten Vergleich mit dem Mitbewerber anstellt. Man meint dann, man wäre der Stärkere, weil man 25% Marktanteil ausweist. Das ist aber die simple Blindheit der Idiotie, wenn dieser Anteil nicht per Relation am Marktwachstum und den Märkten an sich verglichen wird.

Während wir hier also aus Rechts- und Staatsgründen noch an einer vermeintlichen Verteilung der Macht herumstudieren, werden wir selbst durch etwas Größeres abgehängt. In den Zeiten der Dörferkriege hiessen diese Seuchen Pest und Cholera. Die rafften mehr Menschen hin, als es irgend eine Macht je hätte ausgestalten können.

Und jetzt ist das wieder so: Wir kümmern uns um Sachsen und Brandenburg, um die AfD. Wir tun so, als seien wir empört, engagiert, besorgt, weiß der Geier, was wir tun. Aber mit jeder Sekunde, welche sich nun mal die ganze Welt dreht, verlieren wir in relativen Prozenten unsere Position an die Digitalisierung. Egal, was für Prozente und Zuwächse eine Partei gestern und in vier Jahren ausschreibt, sie verliert in Relation zum Markt, den der ist nicht national.

Die Märkte, besonders die der Digitalisierung, sind wie vor 600 Jahren, den Seefahrerzeiten, dort, wo noch keine Gesetze dafür politisch erstellt sind. Und selbst wenn wir die Informatik teilweise gesetzlich zu strukturieren und zu kontrollieren versuchen - wir verlieren am  Tempo der Entwicklungen in diesem Bereich.

Was verlieren wir denn an die Digitalisierung? Es ist so: Sie sterben heute und in naher Zukunft nicht mehr per Tod. Keine Kugel zerfetzt Sie, kein Bombensplitter raubt Ihnen das Licht, nichts so ähnliches passiert Ihnen, wie Sie es bei den aktuellen Bildern zum Polenfeldzug als leibliche Erfahrung über Generationen noch nachspüren können.

Nein, Sie verlieren Ihr Leben an die Bank, die Krankenkassen, an Datensammler. Per Smartphone, Plastikgeld, Medizinische Daten, Mobilitätsinformationen, Konsum. Noch während Sie meinen, vorzüglich zu leben, entzieht Ihnen die Digitalisierung den Saft zum Leben dazu. Immer mehr werden Sie eingespurt, gelenkt, berechnet, genudget, im schmaler der Korridor, wie  und wo Sie noch an Ihren Sachen kommen.

Und wenn Sie dann eines Tages für das System der Digitalisierung, Herrschendes bei den DAX-Unternehmen und vielen anderen mehr - es herrscht das digitale System - ... wenn Sie dann eines Tages für dieses System
- zu alt
- zu ungebildet
- zu wenig aktuell
- ganz besonders zu wenig potentiell
- zu teuer
- oder sonst wie zur Last werden

... schließt es Sie aus. Sie brauchen bloß gekleidet zu sein, wie aus den 80ern, Sie sind weg vom Fenster. Und man muss es sich vor Augen nehmen: Die AfD hat gegen die Digitalisierung nicht die Bohne einer Chance. Infrastrukturwandel über die Gemeinden, Technologie von Bahn, Spitälern, Schulen, Öffentlichem Verkehr, Infrastruktur ... alles wird digitalisiert. Alles, restlos alles. Und es wird diese Digitalisierung sein, welche für Recht und Ordnung im Staate sorgen wird - nicht altbackene Parteien, die nicht über den Rand ihrer bescheidenen Frühstücksteller zu schauen vermögen. All die Rechthaberei stützt sich einzig auf alte Erfahrungen. Da wird juristisch geprahlt, wenn es ein "Erst'Urteil" zu einer Sache gibt, damit man eine Tendenz zu erkennen vermag, wohin sich die Sache in weiteren Urteilen entwickeln wird. Wir laufen täglich mit dem Kopf voller Rückwärtsgewandtheit.

Klar, das ist einfacher. Das ist greifbarer. Das lässt sich als konkret Geschehenes ausweisen und ist nun Fakt. Wie die Resultate gestern. Die neue Personalsoftware, die heute, Montag, in Ihrem Unternehmen ausgerollt wird, die wird gar nicht wahrgenommen. Ihre ersten "Opfer", nämlich Bewerbende 40-Plus, Menschen mit Geburtsjahren noch vor der Öffnung des Internets, fallen noch vor den Mauern der Stadt, kommen da also nicht mehr rein - und sind zwar nicht wirklich tot, also per Pfeil und Schwert getötet, aber durch Abhängen bzw. Ausschließen, ins Nichts verbannt. 

Wenn hinter der Software eine Super-Software analysiert und registriert, dass die Person X bei Firma Y vom System ausgeschlossen und abgehängt wurde, setzt sie die Person X als Failure in den Datenspeicher .... diese Figur insgesamt findet nie wieder mehr wo ein Stelle ... außer (vielleicht) in der Handarbeit, der schmutzigen.

Wir täten ein Gutes daran, uns in höchst eigener Angelegenheit und dann in der gesellschaftlichen Gemeinschaft, die vermutlich über das Demokratische hinaus sich neu definieren muss, damit zu beschäftigen, was mit uns in jenem Markt'WACHSTUMSBEREICH geschieht und vollzieht, der so viel mächtiger und weiträumiger wächst und sich entwickelt, als es jede törichte Altbackenheit irgendwie - nicht zu selten höchst ungeschickt - zu verhindern versucht und scheitert. In unserer nicht gebildeten Ahnung, in unserer zu wenig sich kümmernden Ahnung, ins unserer Ahnungslosigkeit neigen wir verzweifelt dazu, uns jenen zuzuwenden, die uns Bekanntes gereichen, die Zucht und die Ordnung der alten Tage. Für die Digitalisierung ist der Polenfeldzug keine 80 Jahre her und in noch möglicher Erinnerung - für die Digitalisierung existiert Polen oder Deutschland überhaupt nicht mehr. Die Digitalisierung fragt sich nur: Nachdem wir (als zeitlich rückwärts liegendem Fakt), die Nation China durch die Digitalisierung aufgelöst haben, im Wortsinn von 'disappear', wie kriegen wir das nun multipliziert, also auf weitere geografische Dimensionen kopiert.

Ich habe nichts gegen Sachsen oder Brandenburg - aber sorry Leute, das ist nicht die Sorge, die sich mir abzeichnet. Und ich kann auch nichts gegen die Digitalisierung machen - auch mich wird sie hinraffen, auf die eine oder andere Weise - ohne dass ich dabei wirklich verletzt oder verwundet werde oder gar gleich sterbe. Da ich aber nicht konsumsiechend in einem Paradox von "Positiv zu lebender Agonie" mein Dasein fristen möchte, so als ordentlich bepunkteter Zombie, richte ich mich viel mehr darauf ein, den Absprung zu wagen. Auch ein Lösen, aber nach Vorne. Nicht nach hinten abhängen lassen. Selber gestalten und schauen, dass man fortkommt.

Mein Vater sagte mir einst: "Man muss verdammt wach sein, um träumen zu können."

Jetzt können Sie sich darauf achten, welchen Entwicklungen Sie genau Ihre Aufmerksamkeit schenken möchten. Der Entwicklung wie z.B. der AfD ... oder was alles den Fortschritt in Deutschland verhindert. Sollte Ihr Internetanschluss miese sein, da wäre Grund für Aufstand und Empörung.

Eine gute Woche Ihnen.

(c) Jona Jakob, 2019, Aschaffenburg

www.jonajakob.com